Branchenmeldungen 14.06.2022
„Erst planen, dann machen“: Digitale Zahnheilkunde in der Praxis
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Dr. Marcus Engelschalk, Inhaber der gleichnamigen Praxis in München, verfolgt die Philosophie einer „Slow Digital Dentistry“. Das umfasst neben Wertschätzung, Achtsamkeit, Ruhe, Beratung und Aufklärung auch eine sichere, schonende, planbare, vorhersehbare und zeitsparende Behandlung.
Für die „Slow Digital Dentistry“, das Motto seiner Münchener Praxis, nutzt Dr. Marcus Engelschalk die Produkte von Ray. Das koreanische Unternehmen überzeugte ihn mit modernen Geräten und der intelligenten Vernetzung von Abläufen. Auf diese Weise lässt sich nicht nur der Praxisworkflow optimieren, sondern auch Diagnose, Behandlungsplanung und Therapie entspannter effizienter und zugleich präziser gestalten.
Herr Dr. Engelschalk, zur Verwirklichung Ihres Praxismottos „Slow Digital Dentistry“ nutzen Sie die digitale Zahnheilkunde. Wie kommt sie bei der Diagnostik, bei der Planung und in der Therapie zur Anwendung?
Dr. Marcus Engelschalk: In den letzten Jahren hat die Digitalisierung in der Zahnmedizin einen immer größeren Stellenwert erreicht. Da wir unsere Praxis komplett digital ausgerichtet haben, kommt bei uns entsprechend das gesamte Portfolio zum Einsatz. Hierzu zählen der Intraoralscan, Facescan, Modell- und Abformungsscan und die automatische Erfassung der Okklusion. Dabei liegt unser Schwerpunkt immer auf der bestmöglichen Erfassung der Patientensituation und der höchsten erreichbaren Präzision. Auch bei zahnlosen Fällen kann durch Anwendung des Abformungsscans eine Behandlung einfacher und genauer stattfinden. Eine solche digitale Methode ermöglicht die Einhaltung unseres Grundsatzes „erst planen, dann machen“.
Welche Vorteile ziehen Sie und Ihre Patienten aus der „Digital Dentistry“, verglichen mit der Vergangenheit?
Einer der größten Vorteile ist die Transparenz für den Patienten. Denn durch die gewonnenen Daten in Verbindung mit der unterschiedlichen Planungssoftware kann der Patient jetzt direkt und persönlich für sich nachvollziehen, um was es bei den einzelnen Behandlungsschritten geht und wie das Endergebnis aussehen könnte. Das ist ein absolutes Plus, das auch die Akzeptanz bei den Patienten stark erhöht. Ein weiterer Vorteil liegt in der Kommunikation mit dem Zahntechniker und Planungszentren. Die Digitale Zahnheilkunde verkürzt die Abläufe erheblich und minimiert die Fehlerrate bei der Übermittlung von Daten, sodass eine Wiederholung der Laborarbeit ausgeschlossen werden kann. Aber letztendlich liegt der größte Unterschied zum bisherigen konventionellen Vorgehen in der Verkürzung der Behandlungszeit am Stuhl, also durch einen Chairside-Workflow. Denn die für Planung und Behandlung notwendige Zeit wird durch die Digitalisierung weg von der direkten Behandlung genommen und in den Bereich außerhalb des Behandlungsstuhls verschoben. So kann die Zeit aller Behandlungsschritte, die in der Praxis ablaufen, wesentlich verkürzt werden, was für den Patienten den großen Vorteil der Reduzierung an Komplikationen während und auch nach der Behandlung bedeutet.
Sie nutzen den „Digital Smile Design“-(DSD-)Workow in Kombination mit Rays RAYSCAN Studio, das über Facescan-Funktionen verfügt. Was können Sie uns über den Workow und die Nutzung der Technologien innerhalb dieses Workows berichten?
Im Hinblick auf einen „Digital Smile Design“-Workflow haben wir uns für ein RAYSCAN Studio entschieden. Denn wir benötigten einen Face- und Abformungsscan, um diese Dateien mit der DVT-Aufnahme zu vereinen und schließlich ein präzises Smile Design liefern zu können. Zum anderen generieren wir auch zeitgleich in manchen Behandlungsfällen mittels Facescan die Grundlage für ästhetische und prothetische digitale Planungen und Prognostizierungen in Patientenfällen mit höheren Anforderungen im Bereich der Ästhetik oder Funktion. In komplizierten, zum Beispiel zahnlosen, Fällen kann auch der Scan einer Abformung in Kombination mit dem erstellten DVT helfen, metallbedingte Strahlenartefakte zu eliminieren oder in der digitalen Darstellung zu umgehen.
Welche Rolle spielt der Zahnarzt in dem modernisierten Umfeld und welche digitalen Lösungen und Workflows würden Sie gerne betonen und empfehlen?
Natürlich ist der Zahnarzt der Dreh- und Angelpunkt für die Einführung digitaler Abläufe und Geräte in seinen Praxisalltag. Dabei könnte man die Digitalisierung in der Praxis unterteilen in den Intraoralscan, das 2D-/3D-Rönt- gengerät oder die Implantat-Planungssoftware. Für das Praxislabor ist hier der Laborscanner, der 3D-Druck oder die CAD/CAM-Software zu nennen. Ein gemeinsames Vorgehen mit dem eigenen Praxislabor oder dem gewerblichen, externen Labor ist dabei sicher extrem hilfreich, denn beide Seiten sollten mit den Daten des jeweils anderen umgehen und diese verstehen können. Als Einstieg in den Workflow gilt auf jeden Fall der Intraoralscanner. Diese können einfach als zusätzliche Lösung in die Schnittstellen integriert werden und sind als implementierende Schritte der Digitalisierung der Patientendaten zu nennen. Die Einführung des 3D- Druckers in den reinen Praxisworkflow sehe ich heute für unseren Ablauf als unverzichtbar an, ist aber sicher nicht der Schritt, den ich als Einsteiger als erstes machen würde. Besonders, wenn es kein eigenes Praxislabor unter zahntechnischer Leitung gibt.
Dieser Artikel ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis 6/22 erschienen.