Branchenmeldungen 29.11.2021
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Lesen Sie die vollständigen News aus unserem dpa Liveticker: Hier finden Sie aktuelle Ticker-Meldungen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) aus den Bereichen Wissenschaft, Zahnmedizin, Gesundheit, Arbeitsrecht, Soziales, Wissenschaft sowie Politik und Wirtschaft.
«Wellenbrecher» ist «Wort des Jahres» 2021
Wiesbaden (dpa) - «Wellenbrecher» ist das «Wort des Jahres» 2021. Der aus dem Küstenschutz und Schiffbau bekannte Begriff werde für Maßnahmen benutzt, die zum Schutz der Bevölkerung in der Corona-Pandemie angewendet werden, erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache ihre Entscheidung am Freitag in Wiesbaden.
Beschluss: Apotheker und Zahnärzte dürfen künftig impfen
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sollen künftig auch Zahnärzte, Apotheker und Pflegefachkräfte Impfungen gegen das Virus vornehmen dürfen. Der Bund werde den Kreis der dazu berechtigten Personen deutlich ausweiten, heißt es in einem Beschluss von Bund und Ländern vom Donnerstag.
RKI registriert 74.352 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 442,1
Berlin (dpa) - Die Sieben-Tage-Inzidenz ist nach einem leichten Rückgang an den drei Tagen zuvor nun wieder gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Freitagmorgen mit 442,1 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 439,2 gelegen, vor einer Woche bei 438,2 (Vormonat: 169,9). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 74 352 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.00 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 76 414 Ansteckungen.
Bei der Bewertung des Infektionsgeschehens ist zu bedenken, dass Experten derzeit von einer merklichen Untererfassung ausgehen. Gesundheitsämter und Kliniken kommen demnach mit der Meldung von Fällen zumindest in einzelnen Regionen nicht mehr hinterher. Auch dem RKI fällt die Beurteilung der Lage schwer. Der gebremste Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz könne «einerseits ein erster Hinweis auf eine sich leicht abschwächende Dynamik im Transmissionsgeschehen aufgrund der deutlich intensivierten Maßnahmen zur Kontaktreduzierung sein», heißt es im RKI-Wochenbericht von Donnerstagabend. Allerdings könnte die Entwicklung «regional auch auf die zunehmend überlasteten Kapazitäten im Öffentlichen Gesundheitsdienst und die erschöpften Laborkapazitäten zurückzuführen sein».
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 390 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 357 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 6 051 560 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 5,47 an (Mittwoch: mit 5,61). Der Wert spielt eine wesentliche Rolle für die Beurteilung des Infektionsgeschehens. Bei Überschreitung der Grenzwerte 3, 6 und 9 in den Bundesländern können dort jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Freitag mit 5 023 200 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 102 568.
Impfen rund um die Uhr - Aachen startet 60-Stunden-Aktion
Eine Non-Stopp-Impfaktion der Städteregion Aachen soll unbürokratisch zum Pieks verhelfen. 60 Stunden am Stück soll geimpft werden. Am Freitagmorgen geht es los, Sonntagabend ist Schluss.
Aachen (dpa/lnw) - Impfen rund um die Uhr: Aachen startet einen 60-Stunden-Impfmarathon. Damit soll ein unbürokratisches Angebot für die große Nachfrage geschaffen werden. Ab Freitag (8.00 Uhr) werde bis Sonntag (18.00 Uhr) rund um die Uhr gepikst teilte die Städteregion Aachen mit. Schauplatz ist ein Einkaufszentrum in der Nähe des Aachener Bahnhofs Rothe Erde. Bis zu zehn Mediziner sind zeitgleich im Einsatz. Hilfsorganisationen wie Johanniter, Malteser, DRK, DLRG und THW unterstützen mit ehrenamtlichen Helfern.
Die Städteregion Aachen teilte mit, gedacht sei die Aktion für alle Menschen, bei denen die offiziellen Grundvoraussetzungen für eine Impfung erfüllt sind. Da zuletzt wegen des windigen und kalten Wetters keine Impfbusse mehr unterwegs waren, wurden auch diese Teams der 60-Stunden-Aktion zugeteilt.
Skepsis nach Bund-Länder-Beschlüssen zu Corona
Bund und Länder haben sich zu schärferen Corona-Maßnahmen durchgerungen. Aber reichen die aus, um die Pandemie zu brechen? Nicht nur Mediziner haben da ihre Zweifel.
Berlin (dpa) - Nach den jüngsten Bund-Länder-Beschlüsse zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind Forderungen nach noch schärferen Maßnahmen laut geworden. So plädierte etwa der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung Divi, Gernot Marx, für stärkere Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte. Auch Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt hält die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz für unzureichend. Städte und Gemeinden bezweifeln insbesondere, dass die von der Politik angestrebte Zahl von 30 Millionen Corona-Impfungen bis Weihnachten zu schaffen ist.
Bund und Länder hatten am Donnerstag Maßnahmen vorgestellt, um die Virusausbreitung zu bremsen. Dazu zählen erhebliche Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte. Ihnen wird im Weihnachtsgeschäft auch der Zutritt zu den meisten Läden verwehrt. Auch Apotheken und Pflegefachkräfte sollen gegen Corona impfen können, im Dezember kommen Millionen Dosen zusätzlich. Der Verkauf von Böllern und Feuerwerk zu Silvester wird bundesweit verboten.
Der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen sagte, einige der Beschlüsse seien schwer umzusetzen. «Es ist fraglich, wie die Kontaktbeschränkungen von Ungeimpften durchgesetzt und kontrolliert werden können.» Er meinte: «Mit den Beschlüssen werden wir noch etwa drei bis vier Wochen einen Anstieg in den Kliniken und auf den Intensivstationen haben.» Auch die Inzidenz werde noch einige Zeit steigen. «Die Welle wird nicht so schnell aufhören.»
Am Freitagmorgen meldete das Robert Koch-Institut (RKI) nach einem leichten Rückgang an den drei Tagen zuvor nun wieder eine steigende Sieben-Tage-Inzidenz. Demnach lag der Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche bei 442,1. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 439,2 gelegen, vor einer Woche bei 438,2 (Vormonat: 169,9). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 74 352 Corona-Neuinfektionen. Vor genau einer Woche waren es 76 414 Ansteckungen.
Divi-Präsident Marx sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): «Wir brauchen deutliche Kontaktbeschränkungen, aktuell tatsächlich am besten für alle.» Über die neue Virusvariante Omikron wisse man noch nicht genug. «Wir können nicht ausschließen, dass die Impfstoffe vermindert wirken», sagte er. «Wegen dieses Nicht-Wissens ist zwingend notwendig, besonders vorsichtig zu sein.»
Bundesärztekammer-Präsident Reinhardt sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (NOZ): «Um das Gesundheitswesen vor Überlastung zu schützen, wären aus unserer Sicht noch weitergehende Maßnahmen notwendig.» Seiner Meinung nach sollte für Geimpfte und Genesene bundesweit verpflichtend in Bars, Restaurants sowie für Sport und Kulturveranstaltungen in Innenräumen 2G plus gelten - dann müsste zusätzlich auch noch ein Test vorgelegt werden. Vor allem müsse die Einhaltung der Zutrittsvoraussetzungen strikt kontrolliert und deren Missachtung verbindlich sanktioniert werden, mahnte er.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), die Einhaltung der Corona-Vorschriften habe nun Priorität. «Das ist im Moment einfach wichtiger, als Parkverstöße oder überhöhte Geschwindigkeit zu kontrollieren.»
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) befürchtet eine Zunahme der Aggressivität von Menschen. GdP-Bundeschef Oliver Malchow sagte der dpa: «Wir kennen ja schon aus der dritten Welle aggressives Verhalten nicht nur gegenüber der Polizei - denken Sie an den Mitarbeiter einer Tankstelle, der das Leben verloren hat, weil einer die Maske nicht tragen wollte.» In Rheinland-Pfalz hatte ein Mann einen Studenten, der in einer Tankstelle an der Kasse als Aushilfe jobbte, im September im Streit um das Tragen einer Corona-Maske erschossen.
Der Städte- und Gemeindebund hält die Bund-Länder-Beschlüsse für einen richtigen Ansatz. «Der Maßnahmenkatalog kommt spät, aber besser spät als gar nicht», sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der «Rheinischen Post». Skeptisch zeigte er sich hinsichtlich der 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten. «Wir hören immer wieder, dass die Impfstoffe bei der Verteilung noch nicht so vorhanden sind, wie von den Ärzten gewünscht.» Der Präsident des Deutschen Städtetags, Markus Lewe, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: «In vielen Städten kommt derzeit jedoch nicht genügend Impfstoff an.»
Epidemiologe Zeeb rechnete: «Wenn wir weiter eine Million Menschen am Tag impfen, dann haben wir bis 24. Dezember erst rund 20 Millionen.» Die Zahl der Impfungen müsse auf rund 1,5 Millionen pro Tag steigen, um 30 Millionen zu erreichen.
Derweilen kritisierte der Geschäftsführer des Verbandes der pyrotechnischen Industrie (VPI), Klaus Gotzen, die Entscheidung, den Verkauf von Feuerwerkskörpern erneut zu verbieten. «Dieses Verkaufsverbot darf es nicht geben. Das würden viele Betriebe unserer Branche kein zweites Mal überleben. 3000 Jobs sind in Gefahr», sagte er der «Bild» (Freitag). Unter freiem Himmel sei das Risiko, sich mit Corona anzustecken, sehr gering. Zudem seien viele Menschen geimpft, sie ließen sich testen und verhielten sich vernünftig.
RKI: Bislang vier erwiesene Omikron-Fälle - PCR-Tests priorisieren
Es sind einfach zu viele Infizierte: Labore und Gesundheitsämter kommen an ihre Grenzen. Das macht auch dem RKI Probleme bei der Beurteilung der Corona-Lage. PCR-Tests sollen sparsamer verwendet werden.
Berlin (dpa) - Aufgrund der angespannten Situation in den Corona-Laboren empfiehlt das Robert Koch-Institut (RKI) einen zurückhaltenderen Einsatz von PCR-Tests. «In einigen Regionen befinden sich Labore an den Grenzen ihrer Auslastung. Daher ist eine Priorisierung des Einsatzes von PCR-Tests gemäß der Nationalen Teststrategie aktuell geboten», schreibt das RKI in seinem Wochenbericht von Donnerstagabend. So sollten PCR-Testungen «unter dem Aspekt der regional verfügbaren PCR-Kapazitäten entsprechend kritisch geprüft werden».
PCR-Tests, die für einen sicheren Nachweis einer Infektion notwendig sind, sollten beispielsweise nur noch begrenzt dafür eingesetzt werden, die Quarantäne- und Isolationszeit bei Kontaktpersonen und Infizierten zu verkürzen. «Für depriorisierte Anlässe (gemäß Teststrategie) sollten bei gebotener Indikation hochwertige Antigenschnelltests eingesetzt werden.» Solche Schnelltests können vor Ort ausgewertet werden und brauchen kein Labor.
Es gibt die Befürchtung, dass überlastete Labore Infektionen nicht zeitnah melden können und dadurch die offizielle Statistik verzerrt wird. Zudem gehen Fachleute davon aus, dass einige Gesundheitsämter wegen der vielen Corona-Fälle derzeit nicht mit dem Melden von Nachweisen nachkommen.
Dem RKI fällt auch deshalb die Beurteilung der zuletzt gesunkenen Corona-Zahlen schwer. «Der starke Anstieg der 7-Tage-Inzidenz in den letzten Wochen hat sich in der vergangenen Woche nicht fortgesetzt», heißt es im Wochenbericht. Dies könne «einerseits ein erster Hinweis auf eine sich leicht abschwächende Dynamik im Transmissionsgeschehen aufgrund der deutlich intensivierten Maßnahmen zur Kontaktreduzierung sein». Allerdings könnte die Entwicklung «regional auch auf die zunehmend überlasteten Kapazitäten im Öffentlichen Gesundheitsdienst und die erschöpften Laborkapazitäten zurückzuführen sein».
Die 7-Tage-Inzidenz gibt an, wie viele Infektionen pro 100 000 Einwohner und Woche gemeldet werden. Sie war zuletzt an drei aufeinanderfolgenden Tagen gesunken, von 452,4 am Montag auf 439,2 am Donnerstag. Insbesondere bei Menschen ab 80 Jahren ist die Zahl der Klinikeinweisungen zuletzt rasant angestiegen, von acht Fällen pro 100 000 Einwohner und Woche Ende September auf 43 Fälle Mitte November.
Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle haben Bund und Länder am Donnerstag eine Reihe von Maßnahmen mit Folgen für Millionen Bürger beschlossen. Ungeimpften wird im Weihnachtsgeschäft der Zutritt zu den meisten Läden verwehrt. Auch Apotheken und Pflegefachkräfte sollen Impfungen übernehmen können
Bislang sind in Deutschland nach RKI-Angaben vier Fälle der Omikron-Variante durch Genomsequenzierung bestätigt. Bei diesen vier Fällen handele es sich um Reiserückkehrer aus Südafrika. Das Land hatte Mitte vergangener Woche über die Variante informiert. Die vier Menschen seien allesamt geimpft, keiner von ihnen musste bislang zur Behandlung ins Krankenhaus, wie das RKI mitteilte. Alle zeigten nur milde Symptome. Die Angaben beziehen sich laut RKI auf Vorabinformationen, die bis Mittwoch (1.12.) übermittelt wurden.
Bei acht weiteren Fällen in Deutschland bestehe ein Verdacht auf Omikron, diese würden aktuell durch Genomsequenzierung - also dem Auslesen des Virenerbguts - überprüft. Experten gehen jedoch von einem bereits darüber hinausgehenden Vorkommen aus. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC sieht Anzeichen dafür, dass die Omikron-Variante schon in wenigen Monaten der dominierende Typ in Europa sein könnte.