Branchenmeldungen 20.11.2025
Internationaler Tag der Kinderrechte: Auch Mundgesundheit ist ein Kinderrecht
„Wir fordern daher von der Politik den kontinuierlichen Ausbau der präventionsorientierten Leistungen in der Zahnmedizin, besonders für Kinder und vulnerable Gruppen“, sagt Dr. Jana Lo Scalzo, stellvertretende Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Berlin. Kommenden Mittwoch (20. November) ist Internationaler Tag der Kinderrechte. Das Motto: „Jedes Kind zählt!“
Die Zahnärzteschaft in Berlin engagiert sich speziell und übergreifend für die Mundgesundheit von Kindern in der Hauptstadt. Ihre Expertise bringt sie zum Beispiel in der Landesgesundheitskonferenz ein und trägt damit dazu bei, dass Kinder gesund aufwachsen können.
Inanspruchnahme zahnärztlicher Früherkennung durch Kinder stark ausbaufähig
Dieses Engagement ist dringend notwendig: Nach Angaben der AOK Nordost nahmen 2024 in Berlin weniger als die Hälfte der bei ihr versicherten Kinder im Alter von null bis sechs Jahren eine zahnärztliche Vorsorgeuntersuchung in Anspruch. Jedes fünfte Kind in dieser Altersgruppe mit behandlungsbedürftigen Zähnen erhielt eine Krone. Und von den Sechsjährigen, die zur Kontrolle vorgestellt wurden, musste sich fast jedes dritte Kind wegen Karies behandeln lassen. Für Niedersachsen berichtet die Barmer, ebenfalls auf Basis eigener Versichertendaten, dass 2023 etwa zwei von drei Kindern im Alter bis vier Jahren keine zahnärztliche Früherkennung wahrgenommen haben.
„Die Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie hat zudem bundeslandübergreifend gezeigt, dass ein besonderes Kariesrisiko für Kinder besteht, wenn der Bildungsstand in der Familie nicht sehr hoch ist oder ein Migrationshintergrund besteht. Gerade hier kann zum Beispiel das verpflichtende Zähneputzen in Kindertagesstätten prophylaktisch sehr viel ausrichten“, präzisiert Lo Scalzo.
Vorbeugend wirkt die Teilnahme an zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen: Gesetzlich krankenversicherte Kinder können bis zu ihrem sechsten Geburtstag sechs davon in Anspruch nehmen. Dabei geht es nicht nur um die zahnärztliche Kontrolle des Mundes, sondern auch um ausführliche Beratungen, etwa zur Zahnpflege, Ernährung und zum Einsatz von Fluoriden. Das soll frühkindlicher Karies vorbeugen, die zu den häufigsten chronischen Gesundheitsproblemen kleiner Kinder zählt.
Diese Früherkennungsuntersuchungen sind ab Januar 2026 parallel zu den ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen im „Gelben Heft“ vermerkt, dem zentralen Vorsorgeheft für Kinder in Deutschland.
Mehr Aufklärung, mehr niedrigschwellige Angebote
Eine gute Mundgesundheit von Kindern kann ihr ganzes Leben positiv beeinflussen. Eine schlechte Mundgesundheit dagegen bedeutet oft nicht nur Schmerzen und funktionelle Einschränkungen. Sie hat auch gravierende Auswirkungen auf die soziale Entwicklung und das Selbstwertgefühl. Hier ist aber nicht nur die Gesundheitspolitik oder der Gesetzgeber gefordert.
Lo Scalzo sagt: „Was wir dringend auch brauchen, ist zum einen mehr Aufklärung in Kindertagesstätten, Schulen und Familien. Zum anderen bedarf es niedrigschwelliger Angebote gerade für vulnerable Gruppen, wie Kinder aus sozial benachteiligten Familien und solche mit Flucht- oder Migrationshintergrund. Dentale Vernachlässigung und unterlassene Therapien sind nicht vereinbar mit dem in der UN-Kinderrechtskonvention verankerten Recht auf Gesundheitsvorsorge und auf Zugang zu Gesundheitsdiensten.“