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Branchenmeldungen 06.11.2025

Nina Warken: „Die Herausforderungen sind groß, aber lösbar“



Am vergangenen Freitag ließ es sich Bundesgesundheitsministerin Nina Warken nicht nehmen, der Einladung der BZÄK zu folgen und als erste Rednerin des Tages, auf der Bundesversammlung in Berlin, zu sprechen. Dabei lobte sie das zahnärztliche Präventionsengagement, bedankte sich bei der Zahnärzteschaft für ihre Vorreiterrolle und gab eine Einschätzung derzeitiger wie zukünftiger Herausforderungen, vor denen die aktuelle Gesundheitspolitik steht. Auf welche Punkte sie dabei genau einging, zeigt die Übersicht ihrer Inhalte, die wir nachfolgend im Redemodus der direkten Ansprache wiedergeben.

Nina Warken: „Die Herausforderungen sind groß, aber lösbar“

Foto: Tobias Koch– Bundeszahnärztekammer

Aktuelle Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung

„Die GKV-Finanzen befinden sich in einer massiven Schieflage – und das schon seit Jahren. Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben geht immer weiter auseinander, und es ist daher gut und richtig, dass wir uns in der Regierungskoalition einig sind:
Wir wollen und werden diese Beitragsspirale durchbrechen. Denn im Interesse der Versicherten und der Unternehmen müssen wir verhindern, dass die Beiträge immer weiter steigen.“

Erste Schritte zur Stabilisierung

„Voraussetzungen dafür haben wir mit einem aktuellen Kabinettsbeschluss geschaffen. Das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung wird geschlossen, ohne dass der Beitragszahler zusätzlich belastet wird. Aber es geht natürlich auch darum, das System über das Jahr 2026 hinaus zu stabilisieren. Und dafür wird dann natürlich, das ist auch jedem klar, noch wesentlich mehr erforderlich sein – mehr Anstrengung.
Daher ist es gut, dass wir jetzt im Frühjahr schon mit unserer Finanzkommission Gesundheit erste Vorschläge für weitere Maßnahmen vorlegen werden und die Strukturreform damit weiter angehen wollen. Was genau die Expert/-innen vorschlagen werden, lässt sich heute noch nicht im Detail absehen.“

Vorbild Zahnärztliche Versorgung

„Eines aber ist schon jetzt deutlich: Aus der zahnärztlichen Versorgung lässt sich für künftige Reformen im Gesundheitswesen einiges lernen. Denn in den vergangenen Jahrzehnten sind die Ausgaben der Krankenkassen für zahnärztliche Behandlungen deutlich langsamer gestiegen als die Gesamtausgaben. Und zugleich – das ist das Erstaunliche – hat sich die Mundgesundheit der Menschen in Deutschland bemerkenswert verbessert.“

Fortschritte in der Mundgesundheit

„Die Fortschritte sind wirklich beeindruckend: Bei 12-jährigen Kindern ist die Zahl kariöser, fehlender und gefüllter Zähne seit 1990 um 90 Prozent gesunken. Und auch bei erwachsenen und älteren Menschen sehen wir deutliche Verbesserungen.
Es geht also auch ohne vehemente Kostensteigerungen – trotzdem eine gute Qualität, ein gutes Ergebnis am Ende herauszubekommen.“

Bedeutung von Prävention und ganzheitlichem Ansatz

„Die erfreuliche Entwicklung ist aber kein Zufall. Sie ist das Ergebnis Ihres Engagements und einer klaren strategischen Ausrichtung auf Prävention. Und dazu gehört auch, dass Sie als Zahnärzt/-innen Gesundheit ganzheitlich denken. Weil Mundgesundheit natürlich auch eng mit allgemeiner Gesundheit verbunden ist. Wer Entzündungen, Parodontitis oder frühzeitigen Zahnverlust vermeidet, senkt auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Rheuma. Und diese Verbindung von Prävention, Qualität und Wirtschaftlichkeit ist vorbildlich für die ganze Gesundheitsversorgung. Sie zeigt deutlich: Prävention ist der Schlüssel zu einem nachhaltigen, bezahlbaren und zugleich hocheffizienten Gesundheitssystem.“

Aufgabe der Politik: Rahmenbedingungen sichern

„Damit dieser Impuls auch weiterhin wirken kann, sehe ich es als Aufgabe der Politik, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die hohe Qualität der zahnärztlichen Versorgung erhalten bleibt und weiterentwickelt werden kann. Deswegen arbeiten wir im Bundesgesundheitsministerium an mehreren Reformprojekten, die die zahnärztliche Versorgung weiter verbessern werden – Reformen, die Ihnen helfen werden, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren: die hochwertige zahnärztliche Versorgung Ihrer Patient/-innen.“

Drei konkrete Reformbeispiele

„Ich möchte auch drei konkrete Beispiele nennen:
1. Der Abbau von unnötiger Bürokratie,
2. die Digitalisierung und
3. die Modernisierung der Zulassungsverordnung.

1. Bürokratieabbau
Überflüssige Bürokratie kostet Zeit – das wissen wir alle. Zeit, die besser in die Behandlung fließen sollte. Daher wollen wir Zahnärzt/-innen unnötige Lasten abnehmen. Das Ziel ist klar: Mehr Zeit für Patient/-innen und weniger Zeit für Formulare. Die Bundeszahnärztekammer und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung haben uns bereits wichtige, praxisnahe Vorschläge vorgelegt – herzlichen Dank dafür! Wir sind gerade dabei, die Vorschläge einerseits zu bewerten und sie andererseits in unsere Gesetzgebung aufzunehmen. Dabei ist uns wichtig, dass gute Vorschläge in unsere Reformarbeit eingehen, aber auch klar benannt wird, wo der Ball eher auf der Seite der Selbstverwaltung liegt.

2. Digitalisierung
Der zweite Punkt ist die Digitalisierung. Grundsätzlich gilt: Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie ist ein Werkzeug, das Prozesse vereinfacht und die Qualität verbessert. Und die Zahnärzteschaft hat auch hier eine Vorreiterrolle übernommen. Das merke ich auch, wenn ich in der Praxis bei meinem Zahnarzt bin – ich bin dort schon seit vielen Jahren –, dass man dort sehr viel digitaler denkt als in anderen Bereichen. Seit 2023 läuft in allen Zahnarztpraxen für genehmigungspflichtige Leistungen das elektronische Beantragungs- und Genehmigungsverfahren (eBZ). Vom Antrag über die Genehmigung bis zum Beginn der Behandlung ist das Verfahren erheblich beschleunigt und vereinfacht worden. eBZ ist damit ein echtes Leuchtturmprojekt der Digitalisierung im Gesundheitswesen – herzlichen Glückwunsch an Sie für die Implementierung dieses Projekts!

3. Novellierung der Zulassungsverordnung
Und der dritte für Sie relevante Punkt ist die Novellierung der Zulassungsverordnung für Vertragszahnärzt/-innen. Das Thema ist zudem eng mit dem geplanten Bürokratieabbau und der Digitalisierung verbunden. Wir wollen die Zulassungsverordnung novellieren mit dem Ziel der Modernisierung und der Vereinfachung von Verwaltungsverfahren bei den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen und Zulassungsausschüssen. Wir möchten mit der Novellierung unter anderem die veränderte Versorgungslandschaft besser abbilden, Verfahrensabläufe digitalisieren und Spielräume für Vertretungen und Assistenzen erweitern. Gerade Letzteres – mehr Spielräume für Vertretungen und Assistenzen in den Praxen – ist entscheidend dafür, die Attraktivität von Niederlassungen zu erhöhen. Und ich freue mich, wenn wir über diese Dinge noch weiter ins Gespräch kommen.“

Weitere zentrale Fragen

„Darüber hinaus stellen sich weitere zentrale Fragen: Wie sichern wir die Versorgung im ländlichen Raum? Wie gewinnen wir künftig junge Zahnärzt/-innen für eine Niederlassung? Und wie begegnen wir dem Fachkräftemangel, gerade bei zahnmedizinischen Fachangestellten? Denn eins ist klar: Ohne qualifiziertes Praxispersonal keine gute Versorgung.“
Die Herausforderungen sind groß – sie sind aber lösbar! Voraussetzung ist ein enger, offener und kontinuierlicher Dialog zwischen Ärzteschaft und Politik. Ich möchte diesen Dialog gerne führen – auch über schwierige und herausfordernde Themen.“

Beispiel: Medizinische Versorgungszentren

„Als Beispiel möchte ich den Umgang mit medizinischen Versorgungszentren nennen.
Im Koalitionsvertrag ist verankert, dass wir in dieser Legislatur erneut einen Regulierungsvorschlag angehen wollen, um mehr Transparenz über die Eigentümerstruktur zu schaffen. Das übergeordnete Ziel ist auch hier, die GKV-Mittel so anzuwenden, dass die bestmögliche zahnmedizinische Versorgung für Patient/-innen sichergestellt werden kann.“

Fazit

Bevor Nina Warken das Rednerpult und die Bundesversammlung verließ, bekräftigte sie ihre Bereitschaft für einen konstruktiven Dialog mit der Zahnärzteschaft. Denn nur im gemeinsamen Agieren lässt sich „ein leistungsfähiges, zukunftsfestes und menschliches Gesundheitswesen“ sicherstellen. Dass Warken mehrfach der Zahnärzteschaft für ihren konsequenten Einsatz dankte, wurde sehr genau vom Publikum gehört. Dass sie nicht auf den Painpoint GOZ einging, wurde ebenfalls registriert. Insofern bleibt noch Luft nach oben für die zukünftige Zusammenarbeit.

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