Branchenmeldungen 11.04.2025

„Nicht schon wieder dieses Lied!“ – Wie Musik die Performance des Teams verändert



Hintergrundmusik ist in vielen Arbeitsumgebungen allgegenwärtig, sei es in Cafés, im Einzelhandel, in Gesundheitseinrichtungen oder in Großraumbüros. Sie soll für eine angenehme Atmosphäre sorgen, die Produktivität steigern oder einfach nur für etwas akustische Untermalung sorgen. Doch was, wenn genau diese Musik alles andere als förderlich ist? Wenn sie nicht inspiriert, sondern als störend empfunden wird? Und wenn sie die Arbeit nicht leichter, sondern anstrengender macht?

„Nicht schon wieder dieses Lied!“ – Wie Musik die Performance des Teams verändert

Foto: LanaSham – stock.adobe.com

Genau dieser Frage sind Forscherinnen und Forscher der Ohio State University nachgegangen und haben herausgefunden: Wenn Musik nicht zu dem passt, was Mitarbeitende in ihrem Arbeitsalltag brauchen, kann sie mehr schaden als nützen. Sie kann Energie rauben, die Stimmung drücken und sogar dazu führen, dass Menschen unkonzentriert werden oder sich von ihrer Arbeit distanzieren.

„Musik, die nicht unterstützt, sondern stört, kann den Arbeitsalltag spürbar belasten“, sagt Kathleen Keeler, eine der Studienleiterinnen. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen untersuchte sie, wie sehr Mitarbeitende unter musikalischen Fehlgriffen leiden, vor allem dann, wenn sie ohnehin Schwierigkeiten haben, akustische Reize auszublenden. Für solche Menschen wird Hintergrundmusik nicht zur angenehmen Begleitung, sondern zur ständigen Quelle der Ablenkung.

Die Studie umfasste zwei Teile. In einem Online-Experiment arbeiteten 166 Berufstätige an einer kreativen Aufgabe, während im Hintergrund Musik lief – entweder schnelle, fröhliche Popmusik oder eine langsamere, zurückhaltendere Variante. Vorab gaben die Teilnehmenden an, welche Art von Musik ihnen hilft, sich zu konzentrieren. Wenn das, was sie hörten, nicht zu ihren Bedürfnissen passte, fühlten sie sich nach der Aufgabe deutlich ausgelaugter und gereizter. Noch eindrücklicher waren die Ergebnisse einer dreiwöchigen Feldstudie mit 68 Beschäftigten aus unterschiedlichen Branchen, vom Einzelhandel bis zur medizinischen Versorgung. Drei Mal täglich berichteten sie per E-Mail, wie sie sich fühlten, welche Musik lief und ob diese Musik zu ihrem Bedarf passte. War das nicht der Fall, stieg nicht nur die mentale Ermüdung, sondern es zeigte sich auch ein Rückgang in der Motivation und im sozialen Verhalten. Menschen arbeiteten langsamer, äußerten sich negativ über ihren Arbeitsplatz oder halfen Kolleginnen und Kollegen seltener.

Die Forschenden sprechen dabei von einem „Music Misfit“, einer musikalischen Fehlanpassung, die weitreichendere Folgen haben kann, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Denn Musik wirkt nicht im luftleeren Raum. Sie beeinflusst, wie Menschen denken, fühlen und handeln, oft unbewusst, aber durchaus nachhaltig. Die Ergebnisse machen deutlich: Musik am Arbeitsplatz ist keine bloße Nebensache. Sie kann den Ton für den ganzen Tag setzen, im besten wie im schlechtesten Sinne. Und während viele Unternehmen bei der Musikauswahl vor allem an ihre Kundschaft denken, geraten die Menschen, die tagtäglich in diesem Klangumfeld arbeiten, oft aus dem Blick. Dabei sind es gerade sie, deren Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden auf dem Spiel stehen.

Quellen: Ohio State University;

Kathleen R. Keeler, Harshad Puranik, Yue Wang, Jingfeng Yin. In sync or out of tune? The effects of workplace music misfit on employees.. Journal of Applied Psychology, 2025; DOI: 10.1037/apl0001278

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