Wissenschaft und Forschung 21.06.2021

COVID-19-Studie: Speichel-Aerosole weitgehend nicht infektiös



COVID-19-Studie: Speichel-Aerosole weitgehend nicht infektiös

Foto: Alexander Limbach – stock.adobe.com

Am 16. März 2020 schlossen 198.000 Zahnärzt:innen in den USA ihre Türen. Die Befürchtung: Aerosole könnten potenzielle Vehikel für Coronaviruspartikel sein. Im Rahmen einer neuen Studie wurde nun die Herkunft von Aerosolen, die bei verschiedenen zahnärztlichen Behandlungen entstehen, sowie deren genetische Zusammensetzung untersucht. Das Ergebnis macht stutzig.

An der Studie nahmen 28 Patienten teil, die zwischen Mai und Juli 2020 im College of Dentistry der Ohio State University Zahnimplantate, Restaurationen mit Hochgeschwindigkeitsbohrern oder Ultraschallscaling-Behandlungen erhielten. Vor jedem Eingriff sammelten die Forscher:innen Proben des Speichels sowie von Lösungen, die zum Ausspülen des Mundes verwendet wurden. 30 Minuten nach dem Eingriff sammelten sie kondensierte Aerosolreste von den Gesichtsschilden der Behandler:innen, den Lätzchen der Patient:innen sowie von einem ein Meter großen Bereich um den Behandlungsstuhl herum. Sie untersuchten die Mikrobiota der Proben mittels Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR; zur Identifizierung und Quantifizierung von SARS-CoV-2) und mittels 16S-rRNA-Sequenzierung (zur Charakterisierung des gesamten Mikrobioms). Speichelbakterien wurden im Aerosol-Kondensat von nur acht Patient:innen nachgewiesen. Von diesen hatten fünf vor dem Eingriff keine Spüllösung verwendet. Geringe Mengen von SARS-CoV-2-Viruspartikeln wurden im Speichel von 19 asymptomatischen Patient:innen identifiziert, allerdings waren diese bei keinem einzigen davon im Aerosol-Kondensat nachweisbar. Weiterhin ergab die lineare Diskriminanzanalyse bezüglich der Bray-Curtis-Unähnlichkeit eine klare Trennung zwischen dem Speichel-Mikrobiom und den Bakterien, die über Aerosole auf Behandler:innen, Patient:innen, Assistent:innen oder der Umgebung niedergefallen waren. Das Team ermutigt demnach zu der Schlussfolgerung, dass zahnärztliche Behandlungen unter Einhaltung von Infektionsschutzmaßnahmen wie der präoperativen Mundspülung oder der intraoralen Absaugung keinen Risikofaktor für die Übertragung des Coronavirus darstellen. Auch gehen sie davon aus, dass standardmäßige Infektionsschutzpraktiken ausreichen, um sowohl Praxisteams als auch Patient:innen vor der Exposition gegenüber Krankheitserregern zu schützen. Die Ergebnisse untermauern eine Studie der American Dental Association aus dem vergangenen Jahr (ZWP online berichtete), die besagt, dass sich aufgrund der effektiven Infektionsschutzmaßnahmen in Praxen weniger als 1 % der Zahnärzt:innen mit dem Coronavirus anstecken.

Die Forscher:innen hoffen, mit ihren Ergebnissen einen Beitrag dazu zu leisten, zahnärztliche Behandlungen auch während der COVID-19-Pandemie in einem sorgenfreien Umfeld stattfinden lassen zu können. Die Ergebnisse der Studie wurden unter dem Titel „Sources of SARS-CoV-2 and Other Microorganisms in Dental Aerosols“ im Journal of Dental Research veröffentlicht.

Quellen: Journal of Dental Research, American Dental Association

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