Wissenschaft und Forschung 01.07.2021
Neue Studie alarmiert: Pandemie verstärkt Zahnarztphobie
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Eine neue Studie untersucht die emotionalen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf oralchirurgische Eingriffe. Zugrunde liegt den Ergebnissen eine umfassende Social-Media-Analyse.
Pandemien in verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte haben zu sozialen, politischen und wirtschaftlichen Störungen geführt. Dabei wurden immer auch Veränderungen der mentalen, emotionalen und verhaltensmäßigen Reaktionen in der Gesellschaft festgestellt.
Wissenschaftler der Zahnklinik an der Universität Tokat (Türkei) beschäftigten sich nun mit den emotionalen Auswirkungen der Pandemie auf den Bereich Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Sie zielten darauf ab, die Ergebnisse der emotionalen Reaktionen von Twitter-Nutzern auf oralchirurgische Eingriffe vor und nach der COVID-19-Pandemie zu analysieren. Die Autoren konzentrierten sich dabei auf Angst, Wut, Traurigkeit und Freude. Für diesen Gesundheitsbereich entschieden sie sich bewusst, da insbesondere bei oralchirurgischen Eingriffen ein hohes Risiko der Virusübertragung besteht. Dies macht ihn wiederum besonders affin für starke Emotionen.
Methoden
Tweets, die vor und nach der COVID-19-Pandemie in englischer Sprache gepostet wurden, wurden in die Studie aufgenommen. Populäre Tweets im Jahr 2019 wurden mit den Schlüsselwörtern „Zahnentfernung“, „Zahnextraktion“, „Zahnschmerzen“, „Weisheitszahn“, „Weisheitszähne“, „Oralchirurgie“ und „Oralchirurg“ durchsucht. Im Jahr 2020 wurde eine weitere Suche durchgeführt, indem die Wörter „COVID“ und „Corona“ zu den oben genannten Keywords hinzugefügt wurden. Die den Tweets zugrunde liegenden Emotionen wurden durch eine Analysesoftware gefiltert.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 1.240 Tweets, die vor und nach der COVID-19-Pandemie gepostet wurden, analysiert. Es gab einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen der Verteilung der Emotionen vor und nach der Pandemie (p < 0,001). Während das Gefühl der Freude nach der Pandemie abnahm, nahmen Wut und Angst zu. Es gab einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den emotionalen Valenzverteilungen vor und nach der Pandemie (p < 0,001). Während vor der Pandemie in 52,9 % der Nachrichten eine negative Emotionsintensität festgestellt wurde, wurde sie nach der Pandemie in 74,3 % der Nachrichten beobachtet. Eine positive Emotionsintensität wurde in 29,8 % der Nachrichten vor der Pandemie beobachtet, war aber in 10,7 % der Nachrichten nach der Pandemie zu sehen.
Schlussfolgerung
Infektionskrankheiten wie COVID-19 können zu mentalen, emotionalen und Verhaltensänderungen bei Menschen führen. Diese wiederum können Ängste auslösen oder auch bereits bestehende Ängste verstärken – wie eine Dentalphobie.
Die Studienergebnisse gibt es detailliert hier zu sehen.