Wissenschaft und Forschung 30.03.2016

Spieglein, Spieglein ...



Spieglein, Spieglein ...

Foto: © Syda Productions - Fotolia

Pixars Animationsfilm „Alles steht Kopf“ hat es meisterhaft in Szene gesetzt: Wir stehen permanent unter dem Einfluss von Gefühlen, die unser Denken und Handeln bestimmen. Vielen Menschen sind ihre Emotionen buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Ziehen wir unsere Augenbrauen hoch, drücken wir Skepsis aus. Ein gekräuselter Mund kann hingegen auf Ekel hindeuten. Dieses Mienenspiel gibt dem Gegenüber Aufschluss über unsere jeweilige Gefühlslage.

Das Erkennen von Emotionen wie Glück, Kummer, Wut oder Angst geschieht in Sekundenbruchteilen. Dabei achten wir besonders auf die Mund- und Augenpartie, da diese Regionen im Gesicht mimisch am aussagekräftigsten sind. Doch wir versuchen nicht allein die Mimik des Gegenübers zu dechiffrieren, sondern spiegeln diese auch – meist unbewusst. Dieses Phänomen des emotionalen Spiegelns ist ein instinktiver Mechanismus, der sich evolutionsbiologisch erklären lässt. Das unbewusste Spiegeln von Mimik und Gestik lässt uns an Situationen erinnern, in denen wir selbst den gleichen Ausdruck verwendet haben. Dies hilft uns, die Stimmung des Gegenübers besser erfassen und einschätzen zu können und mögliche Reaktionen vorherzusagen.

Doch damit nicht genug: Die körperliche Spiegelung führt auch zu einer emotionalen Annäherung und wir fühlen die Emotionen des Gegenübers nach. Wenn wir jemand anderen lächeln sehen, beginnen unsere Spiegelneurone im motorischen Cortex aktiv zu werden und wir lächeln unwillkürlich auch. Dadurch entsteht der Eindruck, dass viele Gefühle ansteckend wirken.

Sich als Zahnarzt über die Bedeutung des emotionalen Spiegelns für zwischenmenschliche Interaktionen bewusst zu sein, kann auch positive Auswirkungen auf die Kommunikation mit den Mitarbeitern und Patienten in der Praxis haben. Erkennt der Arzt anhand der Mimik und Gestik des Patienten dessen Angst vor der bevorstehenden Behandlung, kann er beispielsweise eine beruhigende Gesprächstechnik anwenden.

Quelle: Trends in Cognitive Sciences

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