Branchenmeldungen 19.07.2011
Forscher einen Schritt weiter im Kampf gegen Allergien
Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie der
Johannes Gutenberg Universität in Mainz haben einen körpereigenen
Mechanismus aufgeklärt, der die Entstehung von Allergien verhindern
kann. Sie konnten zeigen, dass bestimmte Zellen des Immunsystems,
sogenannte killerdendritische Zellen, befähigt sind, Allergiezellen
auszuschalten. Die Ergebnisse der Studie, die jetzt in der renommierten
Fachzeitschrift Journal of Clinical Investigation* erschienen sind,
eröffnen neue Perspektiven für Strategien zum Schutz vor Allergien.
Als Allergen wird eine Substanz bezeichnet, die beim Kontakt mit dem
Organismus als fremd erkannt wird und zu einer überschießenden Abwehr
des Immunsystems, einer allergischen Reaktion, führt. Seit langem ist
bekannt, dass der Körper bei wiederholtem Kontakt mit einer sehr
niedrigen Dosis eines Allergens eine Art Immunität dagegen entwickeln
kann. Dieser Vorgang nennt sich „Niedrigzonen-Toleranz“. Welche genauen
Mechanismen dieser Immunität zugrunde liegen, ist noch weitgehend
unbekannt. Die vorliegende Studie konnte mithilfe eines Mausmodells zum
ersten Mal wichtige zelluläre Mechanismen entschlüsseln. Die Ergebnisse
entstanden in enger Zusammenarbeit zwischen der Mainzer Arbeitsgruppe um
Prof. Kerstin Steinbrink und dem Forschungsteam unter der Leitung von
Prof. Marcus Maurer aus dem Allergie-Centrum der Charité.
Killerdendritische Zellen, die auch als Gesundheitspolizei beschrieben
werden, schütten beim Kontakt mit einem Allergen einen bestimmten
Signalstoff aus. Dieser sogenannte Tumornekrosefaktor löst in den
Zellen, die die allergische Reaktion vermitteln, den programmierten
Zelltod, die Apoptose, aus. Als Folge kann sich keine allergische
Reaktion entwickeln. In der individuell unterschiedlich stark
ausgeprägten Fähigkeit zu dieser „Niedrigzonen-Toleranz“ liegt
wahrscheinlich auch begründet, weshalb einige Menschen auf bestimmte
Allergene reagieren, und andere nicht.
„Die Ergebnisse der Studie sind im Prinzip für jeden relevant“, sagt
Prof. Maurer. „Ganz besonders Menschen, die vermehrt Kontakt mit
allergenen Substanzen haben, laufen Gefahr, eines Tages eine Allergie
auszubilden.“ Dazu zählen beispielsweise Beschäftigte im Friseursalon,
in der Schmuck- und Modeindustrie, aber auch das Krankenhauspersonal.
„Wir haben in unserer Arbeit den Mechanismus identifiziert, der der
Verhinderung einer Allergie zugrunde liegt“, erklärt Prof. Maurer. Der
Dermatologe und Allergologe geht davon aus, dass diese Ergebnisse in
Zukunft therapeutisch genutzt und damit Allergien vermieden werden
können.
*Luckey et al.: T cell killing by tolerogenic dendritic cells protects
from allergy in mice. Journal of Clinical Investigation, October 2011.
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Quelle: Allergie-Centrum-Charité/ECARF, Campus Charité Mitte