Praxismanagement 11.08.2023

Von der Dampfbäckerei zur Zahnarztpraxis



Von der Dampfbäckerei zur Zahnarztpraxis

Foto: © Fotografie: Christina Katzenberg

Im Norden Nürnbergs gibt es ein großes Industrieareal. Bekannt ist es vor allem durch seine ehemalige Dampfbäckerei. Hier wurde ein neues Gebäude erbaut, das vielen Unternehmen Bürofläche bietet. Aber nicht nur die Wirtschaft hat ein neues Zuhause gefunden. Im Gebäude C liegt eine Zahnarztpraxis. Dr. Miriam Fischer baute sich hier 2021 ihr neues Standbein auf. Aus den ehemaligen Hallen der alten Dampfbäckerei entstanden moderne Behandlungsräume, die den Patienten schon beim Betreten die Angst nehmen. Das Designkonzept überzeugte im vergangenen Jahr auch die Jury des ZWP-Designpreises „Deutschlands schönste Zahnarztpraxis“ und bescherte Dr. Fischer einen Platz unter den ersten Zehn.

Good teeth. Good times.“ – das ist das Motto, unter dem Dr. Miriam Fischer in ihrer Praxis behandelt. Die Zahnärztin mit dem Tätigkeitsschwerpunkt Endodontie will genau diesen Leitsatz mit ihrer Praxis ausdrücken. „Jeder kennt den Moment beim Betreten einer Zahnarztpraxis: Die Tür geht auf und der Geruch lässt einen sofort wissen, dass man beim Arzt ist. Genau das wollte ich nicht“, betont die Praxisinhaberin. „Wohlfühlen in einer modernen Umgebung – das war mir wichtig.“

Klassisches Schwarz-Weiß-Design mit warmen Holzakzenten

Für die Umsetzung dieses Konzepts wandte sich Dr. Fischer an 12:43 Architekten. Drei Schlagworte waren der Zahnärztin wichtig: bodenständig, warm und locker. Für deren Umsetzung entschieden sich die Architekten und Dr. Fischer für dezente Holzverkleidungen im Wartebereich und den Fluren. Diese wurden sporadisch gesetzt, um einen Kontrast zur Schwarz-Weiß-Optik zu bilden, welche die Optik ansonsten in allen Räumen dominiert. Die Praxis gliedert sich in Behandlungsräume, zwei eingestellte Mittelblöcke für die bedienenden Räume und den Steri sowie die personellen Zimmer, die an der Nordfassade neben dem Wartebereich untergebracht sind. Gleichzeitig dienen diese Mittelblöcke als Leitsystem sowohl für die Patienten als auch das Praxisteam, das durch die Unterteilung nur kurze Laufwege hat.

Empfangen werden die Patienten an der in Weiß gehaltenen Rezeption. An deren Rückfront steht ein großer in schwarz gehaltener Kubus für das Backoffice, den Röntgenraum und integrierte Stauraummöbel. Der Schwarz-Weiß-Kontrast setzt sich auch in den Fluren und dem Wartebereich fort. Die Festverglasungen werden von den mit Holz belegten Wandscheiben gesäumt, die für eine optimale Raumakustik sorgen. Für den Lichteinfall in die Praxis sorgt die raumhohe Ganzglasanlage, die das Tageslicht bis in die Flure transportieren kann. Das lineare Lichtkonzept unterstreicht und begleitet stimmig die gerasterte Architektur. Runde Leuchten und dekoratives Licht in Form von Pendelleuchten brechen das stringente Raster, während die Leuchtenprofile ein Lichtspiel aus sich kreuzenden Up- und Downlights in unterschiedlichen Höhen bilden.

Die Wartebereiche der Patienten sind ebenfalls mit Möbeleinbauten in Schwarz und Weiß gehalten. Sie nehmen damit, wie bereits im Eingang, die Holzelemente zurück, die wiederum für den gemütlichen und kontrastreichen Charakter sorgen. Das optische Highlight im Wartebereich sind die dunklen Subway-Fliesen und Bleche mit hexagonaler Lochung. Diese erfüllen gleich mehrere Funktionen. Zum einen dienen sie als Raumtrenner. Gleichzeitig sind sie ein gestalterisches Element, das den Blick bewusst auf sich zieht. Zusammen mit der Möblierung und Beleuchtung entsteht so ein harmonisches Gesamtbild.

Betritt man die Praxisräumlichkeiten, ist es schwer vorstellbar, dass hier einmal eine Dampfbäckerei ihr Geschäft betrieben hat. Doch für Dr. Fischer liegt gerade in der Geschichte des Gebäudes der große Charme. „Auf dem Gelände der alten Dampfbäckerei meine Praxis einzurichten, war insofern sehr interessant, da es alt und neu nebeneinander wunderbar kombiniert. Das alte Backsteingemäuer gibt dem ganzen Areal ein besonderes Flair, so fließt ein bisschen alte Geschichte in unsere neue Unternehmensgeschichte mit ein“, so die Praxisinhaberin.

Herausforderung Patientengewinnung

Diese neue Unternehmensgeschichte ist, wie bei vielen neu gegründeten Praxen, am Anfang sehr aufregend. Das Praxisteam muss zusammenwachsen und selbst die neue Praxis kennenlernen, die Ausstattung aufgebaut und in Betrieb genommen, Instrumente und Geräte organisiert werden. Und schließlich braucht es einen starken Patientenstamm, um die Praxis wirtschaftlich erfolgreich führen zu können. Für Dr. Fischer war gerade die Gewinnung neuer Patienten am Anfang eine besondere Herausforderung. „Es war sicherlich nicht leicht, trotz der Coronapandemie neue Patienten in unser etwas verstecktes Areal zu locken. Man hat einfach gemerkt, dass die Leute Arztbesuchen gegenüber generell noch etwas zurückhaltender und neuen Praxen vielleicht noch etwas skeptischer eingestellt waren.

“Um sich einen Patientenstamm aufzubauen, nutzte Dr. Fischer alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel: Sie buchte Anzeigen, inserierte in den lokalen Anzeigenblättern, erstellte Praxis-Accounts in den sozialen Netzwerken. „Ich habe sogar im gesamten Norden Nürnbergs Flyer ausgetragen“, erinnert sie sich. „Wir haben uns auch wirklich über jeden einzelnen Patienten gefreut, der den Weg zu uns in die Praxis gefunden hat. Darüber hinaus legen wir ganz viel Wert darauf, dass der Besuch bei uns auch gewissermaßen etwas Besonderes ist, sodass er positiv in Erinnerung bleibt. Für den einen oder anderen etwas unerwartet, weil es sich bei uns eben nicht wie in der klassischen Zahnarztpraxis anfühlt.“ Auch deshalb wählte die Praxisinhaberin ihr Motto: „Good teeth. Good times.“

„Es bedeutet für mich und mein Team, dass jeder Zahnarztbesuch bei uns etwas Angenehmes für jeden Patienten sein soll. Nur die wenigsten freuen sich auf ihren Zahnarzttermin, aber wir wollen zumindest dafür sorgen, dass der Aufenthalt bei uns so entspannt wie möglich ist. Schließlich bedeutet nicht jeder Termin gleich Schmerz, denn auch auf der Prophylaxe liegt bei uns ein wichtiger Fokus, sodass es in der Zukunft im allerbesten Fall nicht zu Zahnschmerzen kommen muss“, erklärt Dr. Fischer.

Verknüpfung von Endodontie und Ästhetik

Prophylaxe ist dabei nur ein Baustein in ihrem umfangreichen Leistungsangebot. Dieses umfasst außerdem Ästhetische Zahnmedizin, Kiefergelenkdiagnostik, Prothetik, Kinderzahnheilkunde, ästhetische Faltenbehandlung und Endodontie. Auf Letzteres hat sich die Praxisinhaberin während ihres beruflichen Werdegangs spezialisiert. „Ich habe meinen Fokus auf die Endodontie gerichtet, da man durch die richtigen Mittel und Materialien, gerade auch mit Zuhilfenahme des Mikroskops, viele Zähne noch gut erhalten kann und sich so manche Extraktionen vermeiden lassen. Ganz im Sinne: Der eigene Zahn ist immer noch das beste Implantat“, erklärt Dr. Fischer. „Ich bin ein kleiner ‚Feinarbeiter‘ und mag es, mich mit Feinheiten auseinanderzusetzen. Und eben diese können bei einer Wurzelbehandlung den Unterschied machen, der den Zahn langfristig erhält.“ Die Praxis ist dahingehend ideal ausgestattet. So arbeitet Dr. Fischer mit einem Operationsmikroskop, das eine bis zu 40-fache Vergrößerung ermöglicht. Damit kann die Zahnärztin eine effiziente Wurzelkanalbehandlung gewährleisten und so die Zähne ihrer Patienten erhalten.

Und wenn Zähne erhalten werden können, sind sie auch optimierungsfähig, etwa durch Veneers oder Aufhellung. Dr. Fischer arbeitet im Bereich Veneers vor allem mit Keramik. Es dürfte bei einigen Patienten vielleicht für überraschte Gesichter sorgen, dass eine auf Zahnerhaltung spezialisierte Zahnarztpraxis auch ästhetische Behandlungen anbietet. Aber Dr. Fischer sieht hier keineswegs Widersprüche – ganz im Gegenteil. „Die Verknüpfung liegt hier für mich in der Feinarbeit. Auch bei der Ästhetik sind es oft die kleinen Dinge, Feinheiten der Inzisalkante, leichte Farbverläufe, ein Hauch Transluzenz, die den Unterschied machen, ob ein Lächeln als schön empfunden wird oder nicht“, erläutert die Zahnärztin. „Dabei bin ich kein Freund von Standards, ich bemühe mich immer auch, den Patienten vom unnatürlich aussehenden, perfekten hochweißen Look im Frontzahnbereich abzuraten bzw. einen individuellen Look zu bewahren. Wir wollen verschönern, nicht komplett verändern. Schließlich wollen wir nicht alle irgendwann mit den gleichen Zähnen unterwegs sein, oder?“

Soziales Engagement

Dass sich das Lächeln dem Menschen angleichen muss, hat Dr. Fischer aus ihrer beruflichen Praxis gelernt – und diese hat sie nicht nur am Behandlungsstuhl in Deutschland gemacht. Sie kennt auch Gebisse, bei denen ein schönes Lächeln einfach gesunde „normale“ Zähne bedeutet. 2015 engagierte sie sich ehrenamtlich in Recife (Brasilien) über den Zahnärzte Brasilien e.V. Der 1988 gegründete gemeinnütze Verein ging aus einer privaten Initiative deutscher Zahnmediziner hervor. Er setzt sich in brasilianischen Favelas für humanitäre Hilfe und eine zahnärztliche Grundversorgung von Straßen- und Armenkindern ein. „Meine Zeit in Brasilien war toll, neben Land und Leuten habe ich auch viel über die zahnärztliche und medizinische Versorgung in einem weitaus weniger luxuriösen bzw. organisierten Umfeld gelernt, als ich es bisher aus unserem medizinischen Alltag kannte“, erinnert sich Dr. Fischer. Wie der Verein auf seiner Internetseite schreibt, sind seit dem Abklingen der Coronapandemie wieder Einsätze geplant. Dr. Fischer würde sich auch weiterhin gern an diesen Projekten beteiligen. „Allerdings fehlt mir leider noch die Zeit, da momentan meine ganze Energie im Aufbau meiner Praxis steckt. Aber ich bin mir sicher, die Zeit wird kommen, in der man sich auch solchen Herzensangelegenheiten wieder widmen kann.“

Die Vielfalt der Zahnmedizin und ihrer Effekte auf das Wohlbefinden der Menschen ist der Motor von Dr. Miriam Fischer, denn sie weiß um die vielen Feinheiten ihres Berufs. Es ist nicht alles schwarz und weiß – außer im Design ihrer Praxis.

Dieser Beitrag ist in der CD cosmetic dentistry erschienen.

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