Branchenmeldungen 21.11.2024
Dank virtuellem Rundflug zum Vorzeigelabor
share
Aus einer ehemaligen Kita im sächsischen Ortmannsdorf entsteht aktuell das neue Labor von Zahntechnikermeister Tobias Pilz. Er befand die Räumlichkeiten seines eigentümergeführten Mülsener Labors Pilz Dentalkonzept für seine zehn Mitarbeitenden und sich als nicht mehr zeitgemäß und nutzte bei der Planung der neuen Räumlichkeiten modernste Techniken, um seinen Traum von einem zukunftsfähigen Labor zu realisieren.
Noch ist der Aus- und Umbau des Gebäudes in vollem Gange, schließlich soll aus der einstigen Kindertagesstätte bis Frühjahr 2025 ein Wohn- und Geschäftshaus werden. „Ich hatte schon in der Vergangenheit eine positive Beziehung zu dem Gebäude, dort sind meine Kinder in den Kindergarten gegangen. Nach dem Auszug stand das Gebäude leer und ich bin auf die Idee gekommen, dort ein neues Zuhause für mein Labor und zusätzlich Wohnraum zu schaffen. Von der Idee war auch die Gemeinde Mülsen angetan, sodass ich das Gebäude schließlich im April 2022 kaufen konnte“, so ZTM Tobias Pilz.
Um alles einmal kostengünstig auszuprobieren noch bevor investiert wird, konnte bei einem Vor-Ort-Termin auf der Baustelle jeder Mitarbeiter mittels VR-Brille durchs neue Labor gehen und schon mal „losarbeiten“.
Besonders fasziniert ihn dabei der Kontrast zwischen der historischen Bausubstanz und einem modernen und zeitgemäßen Nutzungskonzept. Sein aktuelles Labor in der Neuschönburger Straße besteht seit 2008 – jetzt möchte der Zahntechnikermeister gern die gesamte Arbeitsumgebung für sein Team neu gestalten, und dabei an die aktuellen und zukünftigen Anforderungen anpassen: „Die Zahntechnik hat in den letzten zehn Jahren einen starken Umbruch erlebt, und wir wollen unsere Zukunft in diesem wunderschönen Beruf selbst neu gestalten!“
Virtueller Testlauf
Damit es im neuen Domizil gesundheitsförderlich zugeht, haben sich die Beschäftigten – mithilfe der AOK-Beratung durch Sören Schlegel – schon vorher in einem Workshop zur betrieblichen Gesundheitsförderung Gedanken gemacht: Was soll bleiben, was weg, wie gehts „gesünder“? So wurde die derzeitige Situation im Mülsener Labor analysiert, unter anderem bezüglich der Arbeitsergonomie. Schließlich ist es in Zeiten des Fachkräftemangels doppelt wichtig, dass die, die da sind, auch gesund sind – und bleiben. Zur Sprache kamen Aspekte vom 3D-Druck für die Zähne über ein angenehmes Betriebsklima bis hin zu „einfach mal funktionierenden Geräten“.
Im Anschluss wurde der Kontakt zu Herrn Dr. Löffler von der Technischen Universität Chemnitz hergestellt. Mit ihm erfolgte eine detaillierte Bestandsaufnahme der Bedingungen im aktuellen Labor, woraus individuelle Handlungsempfehlungen abgeleitet wurden. Schließlich wurde für die neuen Räumlichkeiten eine virtuelle Einrichtungsplanung erstellt, vom Architekten Dipl.Ing. Torsten Paul Pühn vom Architekturbüro plan + projekt pühn erhielt das Team die 3D-Daten des Objektes. Anschließend wurden diese Datensätze an der Uni übereinandergelegt und die zukünftigen Räume virtualisiert sowie entsprechend „digital eingerichtet“.
Um alles einmal kostengünstig auszuprobieren noch bevor investiert wird, konnte bei einem Vor-Ort-Termin auf der Baustelle jeder Mitarbeiter mittels VR-Brille durchs neue Labor gehen und schon mal „losarbeiten“, d. h. es wurden zukünftige Arbeitswege und Handgriffe getestet. Anschließend wurde noch ein virtueller Rundflug durch die Räume absolviert. Dabei wurden wertvolle Informationen und Einschätzungen der Beteiligten gesammelt, wie „der Arbeitstisch ist zu hoch für mich Kleene“ über „so einen großen Schreibtisch brauche ich nicht, da kann noch der Brennofen hin“ bis hin zu „der Durchgang ist zu eng“. Alles wurde noch vor Ort nachjustiert und „eingebaut“, sodass die Begeisterung aller spürbar war und die Beschäftigten ein gutes Gefühl dafür bekamen, was alles machbar ist.
Neuer Grundriss
Im Erdgeschoss entsteht aus zwei Gruppenräumen das neue Dentallabor für das Team um ZTM Tobias Pilz. Ihm war es wichtig, dass die neu geschaffene Gewerbeeinheit unabhängig vom Rest des Wohnhauses funktioniert. Herausforderung dabei war der Umgang mit dem zentral gelegenen, mittig durch das Erdgeschoss führenden Haupteingang in das Objekt, welcher die Laboreinheit in zwei Teilbereiche trennen würde. Gelöst wurde dies durch die Schaffung eines neuen Hauszugangs zur Erschließung der oberen beiden Wohnetagen direkt am rückseitigen Treppenhausanbau. Der alte Haupteingang dient nun als repräsentativer Eingang für Patienten, Besucher sowie den täglichen Material- und Produktversand. Als Gast betritt man das Labor über einen hellen großzügigen Windfang mit Wartebereich. Der neue Personaleingang für Mitarbeitende und Angestellte erfolgt über einen bereits vorhandenen Hintereingang, an welchen sich direkt eine großzügige Terrasse, der Pausenraum mit Teeküche sowie die Umkleide angliedern.
Die beiden großen Arbeitsräume werden durch das Entfernen von Flurtrennwänden und Zwischentüren räumlich besser mitei nander verbunden. Beide verfügen über eine üppige Raumhöhe von knapp 3,5 Metern mit deckenhohen großzügigen Fenstern. Um diese Atmosphäre von Licht, Luft und Weite zu erhalten, wird auf das Abhängen der Decken bewusst verzichtet. Gestaltungsidee innen ist, aus den ehemaligen Kindergartenräumen mit ihren hellen bunten Farben eine Produktionsstätte im Industrie-Stil zu gestalten. Dafür soll der Fußboden als roher Gussbeton-Boden ausgeführt sowie die Wände weiß und die Decken schwarz gestrichen werden. Das Beratungszimmer für Patienten soll als gläserne Box mit schwarzen Trennleisten – ein kleiner Würfel als Raum im Arbeitsraum – integriert werden. Daran schließt sich der Verwaltungsbereich an. Die vorhandenen Waschräume werden für notwendige Toiletten und Arbeitsbereiche mit Wasserbedarf umgebaut. Die Räume für Gips- sowie Fräsarbeiten können somit geschlossen werden, was zur Verringerung des Geräuschpegels beiträgt.
Zukunftsfähigkeit garantiert
„Komplexe Themen wie die Gestaltung unseres Arbeitsumfeldes, der Umgang mit Mitarbeitern und Kunden, unsere Angebotsstruktur oder auch die Positionierung des Labors im Gesamtmarkt bestimmen unser tägliches Tun. Diese Prozesse voranzubringen, ist uns – neben der täglichen Arbeit – besonders wichtig. Wir möchten unsere Zukunft gern positiv selbst gestalten“, so Tobias Pilz. Ihm war und ist es wichtig, alle Herausforderungen als Team zu meistern und jeden Mitarbeiter entsprechend seiner digitalen Affinität und Fähigkeiten auf diesem Weg zu fördern: „Ich möchte die Stärken jedes Einzelnen für den Unternehmenserfolg nutzen und dafür dem Team die bestmögliche Unterstützung anbieten. Der Umzug bietet uns allen die Möglichkeit, unvoreingenommen unser Umfeld bewusst zu sehen, Bewährtes zu übernehmen und unsere Zukunft neu zu gestalten.“
Dieser Artikel ist in der ZWL Zahntechnik Wirtschaft Labor erschienen.