Branchenmeldungen 07.09.2021
„Implantologie vernetzt“ – der Deutsche Implantologentag 2021
Interview mit dem DGI-Präsidenten/DIT-Tagungspräsidenten Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz und dem DIT-Tagungspräsidenten Univ.-Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas.
Herr Prof. Grötz, Herr Prof. Al-Nawas, die Dynamik der vergangenen Monate hat zu neuen Kongress- bzw. Fortbildungsformaten geführt – bis hin zu reinen Online-Veranstaltungen vor allem 2020. Wie war die Resonanz und welche Erfahrungen haben Sie mit diesen Online-Kongressformaten gemacht?
Prof. Al-Nawas: Wie alle Fachgesellschaften haben wir im Lockdown von Präsenz- zu Online-Veranstaltungen umschalten müssen, soweit dies im Einzelfall möglich war. Bei unserem Online-Kongress Ende November 2020 hatten sich rund 1.200 Kolleginnen und Kollegen registriert und 200 haben an unserer nachfolgenden Umfrage teilgenommen. Die Ergebnisse haben uns sehr gefreut. Rund 95 Prozent der Befragten hatte das Konzept gefallen, 94 Prozent fanden die Plattform, das neue virtuelle Kongresszentrum der DGI, gelungen und 93 Prozent würden wieder an einer solchen Veranstaltung teilnehmen. Die Umfrage hat aber auch ergeben, dass 70 Prozent der Kolleginnen und Kollegen einer Hybridveranstaltung gleichwohl den Vorzug geben würden. Daran kann man ablesen, dass der Mehrzahl die Wahlfreiheit wichtig ist – entweder die Teilnahme vor Ort oder am Bildschirm, ganz nach den persönlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten.
Prof. Grötz: Seitdem sich die Rahmenbedingungen geändert haben und Präsenzveranstaltungen wieder möglich werden, spürt und hört man aber auch, dass viele Kolleginnen und Kollegen diese vermisst haben. Man kann eine Veranstaltung online gut und erfolgreich realisieren, aber andererseits ist es kein Zufall, dass sich nach und nach eine gewisse Online-Müdigkeit gezeigt hat. Lassen Sie es mich so formulieren: Die Mutter der Fortbildung ist die Präsenzveranstaltung, denn sie erlaubt den kollegialen Austausch auf der persönlichen Ebene und nicht zuletzt auch das praktische Training, dem in der Implantologie bei vielen Themen eine große Bedeutung zukommt.
Welches Format wird der Deutsche Implantologentag in diesem Jahr haben?
Prof. Grötz: Aus den eben genannten Gründen haben wir den Deutschen Implantologentag, der gleichzeitig auch der 35. Kongress der DGI sein wird, als Hybridveranstaltung geplant. Wir bieten eine vollwertige Präsenzveranstaltung an, die man gleichzeitig auch online am Bildschirm verfolgen kann. Hinzu kommt, dass wir allen registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Vorträge auch für eine gewisse Zeit noch on demand anbieten. Man kann also auch noch eine Woche später am Kongress teilnehmen oder einzelne Vorträge sehen, die man versäumt hatte. Ich denke, dass wir dadurch die Vorteile für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer maximieren. Aus Gesprächen weiß ich, dass es Kolleginnen und Kollegen gibt, die sowohl Präsenz- als auch Online-Veranstaltungen wahrnehmen. Es gibt aber auch solche, die ausschließlich eine der beiden Formen bevorzugen und auf die Teilnahme verzichten, wenn sie im nicht geschätzten Format angeboten wird. Wobei auch klar ist, dass diese drei Gruppen keineswegs statisch sind. Der Einfluss der jeweiligen Lebensumstände ist hier groß und ändert sich immer wieder. Darum wollen wir es allen Kolleginnen und Kollegen so einfach und leicht wie möglich machen, am Deutschen Implantologentag teilzunehmen.
Der DIT findet vom 25. bis 27. November 2021 im RMCC Wiesbaden statt. Weitere Informationen: https://www.dgi-kongress.de/ © RMCC/Foto: Peter Krausgrill/Stadtleben
Ein besonderes Merkmal des diesjährigen Deutschen Implantologentages ist die Fachgesellschaft-übergreifende Zusammenarbeit. Wie kam es dazu und wie spiegelt sich das im Programm wider?
Prof. Grötz: Man könnte vermuten, dass diese Zusammenarbeit deshalb entstanden ist, weil uns die Pandemie als Krise so durchgeschüttelt hat, dass die beteiligten Gesellschaften der Meinung waren, dass man in diesen Zeiten gemeinsam stärker sei. Doch das war nicht der Fall. Wir haben mit der Planung schon Ende 2018 begonnen – also ein Jahr vor der Pandemie. Wir hatten das Ziel, dass sich die Fachgesellschaften entspannt zusammenfinden, Synergismen pflegen und neue entdecken. Es ging nicht um Krisenbewältigung.
Prof. Al-Nawas: Das spiegelt sich auch im Programm. Es gibt keine Sessions einzelner Gesellschaften, sondern jede einzelne Session ist mit Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Fachgesellschaften besetzt. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass es wirklich zu einem intensiven Austausch über die Fachgrenzen hinweg kommt und sich die Teilnehmer angesprochen fühlen, egal aus welcher Fachgesellschaft sie kommen.
Die Veranstaltung in Wiesbaden steht unter dem Motto „Implantologie vernetzt“. Was kann man darunter verstehen und was folgt möglicherweise daraus?
Prof. Grötz: Es geht um den Blick in die Zukunft. Wir wollen ja nicht auf dem Kongress inner- und interdisziplinär Themen und Konzepte diskutieren und danach, zurück im Alltag in der Praxis oder in der Klinik, macht – salopp gesprochen – jeder wieder sein eigenes Ding. Im Grunde möchten wir durch diesen Kongress einen Gedanken vermitteln, dass sich ab dem Montag, der auf den Kongress folgt, die Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Fachrichtungen – Implantologie, Parodontologie, Prothetik – bei einer Behandlung überlegen, ob es sinnvoll ist, mit einer Kollegin oder einem Kollegen aus dem anderen Fach Kontakt aufzunehmen. Denn sind wir nicht sowieso vernetzt am Patienten? Um es konkret zu machen: Bei mir war vor einigen Tagen eine Patientin zur Beratung, überwiesen von ihrer Hauszahnärztin. Ich hatte mir vorab bereits die Röntgenaufnahmen angesehen und war überzeugt, dass wir bei diesem Fall einen Parodontologen hinzuziehen sollten und habe dies mit der Kollegin abgestimmt. Als die Patientin kam, habe ich ihr ein Konzept vorgeschlagen, das in ihrem Fall drei Experten miteinander verknüpft.
Was sind die weiteren Programmhighlights und was erhoffen Sie sich von dieser Tagung?
Prof. Grötz: Je weiter der Abstand zwischen den Fachgesellschaften ist, die ihre Erkenntnisse in einer Session einbringen und austauschen, desto eher ist dieser Austausch natürlich eine Singularität. Insofern ist die Teilnahme der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin schon eine Besonderheit. Wir haben eine ganz besondere therapeutische Breite im Auge, denn wann haben wir uns das letzte Mal auf einem DGI-Kongress über Bakteriämie und Endokarditis unterhalten? Das ist sicher lange her. Wir diskutieren auch mit den Internisten über Materialunverträglichkeiten. So kann man bestimmte Themen auch einmal komplett neu von sehr unterschiedlichen Positionen aus ins Visier nehmen.
Prof. Al-Nawas: Unsere Landesverbände aus Hessen und Rheinland-Pfalz gestalten am Samstag eigene Sessions, die ebenfalls online übertragen werden, und nicht zuletzt haben wir auch ein Angebot für die Team-Assistenz. In dieser Session geht es um Abläufe in der Praxis, etwa um eine gute Kommunikation. Die Belange der jüngeren Kolleginnen und Kollegen vertritt die Next Generation der DGI, die zusammen mit der DGOI unser Partner in der Riege der ausrichtenden Gesellschaften ist. Wir erhoffen uns von dieser Tagung nicht nur einen intensiven Austausch mit den beteiligten Fachgesellschaften, sondern vor allem bleibende Verbindungen, die dann hoffentlich auch im Praxis- und Klinikalltag weiter gepflegt werden.
Ab wann kann man sich anmelden?
Prof. Al-Nawas: Unsere Anmeldung ist bereits geöffnet. Und wer sein Wissen auf der großen Bühne dieses Kongresses mit Kolleginnen und Kollegen teilen will, kann noch bis zum 30. September ein Abstract für einen freien Vortrag oder ein Poster anmelden. Die Erstautorin oder der Erstautor einer angenommenen Präsentation kann gebührenfrei an der Tagung teilnehmen, und es winken auch Preise für die besten Vorträge und das beste Poster.
Quelle: DGI