Branchenmeldungen 07.06.2013
„Wo bleibt die Okklusion…?“
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Die 42. Jahrestagung der
Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologien e.V. (ADT) ging am Samstag,
dem 1. Juni mit über 1.000 Teilnehmer erfolgreich zu Ende. An drei
Tagen konnten Zahnärzte und Zahntechniker das umfangreiche
Fortbildungsangebot der ADT in der Böblinger Kongresshalle
wahrnehmen. Redaktionsleiter Georg Isbaner der ZT Zahntechnik Zeitung
war vor Ort.
Zur diesjährigen ADT-Jahrestagung in
Böblingen herrschte Veranstaltungswetter: Viel Regen und Kühle.
Unter den Schwerpunktthemen „Regelversorgung, gleichartige
Versorgung oder andersartige Versorgung?“ und „Wo bleibt die
Okklusion …?“ kamen ob dieses Wetters zahlreiche Experten und
über eintausend Teilnehmer zusammen, um sich in diesem Zusammenhang
fortzubilden. Mit Workshops, Fachvorträgen, Pausengesprächen und
Abendveranstaltungen bot der 42. ADT-Jahreskongress alle
Möglichkeiten des kollegialen Austauschs.
In einer Expertenrunde zu
Kongressbeginn äußerten sich ADT-Präsident Prof. Dr. Jürgen Setz,
ADT-Co-Referenten Prof. Dr. Daniel Edelhoff und ZTM Andreas Klar
sowie ZTM Horst-Dieter Kraus und ADT-Vorstand ZTM Gerhard Stachulla
zu den diesjährigen Themenschwerpunkten und zum Kongressprogramm.
Prof. Setz betonte vor allem die Bedeutung des Festvortrags Prof.
François Durets zur Geschichte von CAD/CAM in der Zahnmedizin und
-technik. Prof. Duret habe schon vor 25 Jahren im Rahmen einer
ADT-Tagung auf die Zukunft der computergestützten
Fertigungsverfahren und deren Auswirkungen auf die Dentalbranche
hingewiesen. Setz selbst habe, wie er zugibt, damals noch als junger
Oberarzt etwas ungläubig auf Durets Visionen reagiert.
Tatsächlich ist CAD/CAM heutzutage
nicht mehr aus dem Labor- und Praxisalltag wegzudenken. ZTM Stachulla
ist sich sicher, dass heute kein Labor mehr wirtschaftlich arbeiten
könne, wenn es nicht in irgendeiner Form auf CAD/CAM-Prozesse setze.
Auch sei das Potenzial, das CAD/CAM biete, bei Weitem nicht
ausgeschöpft, meint auch Prof. Edelhoff. Qualität und
Wirtschaftlichkeit konnten durch die computergestützte Zahntechnik
und Zahnmedizin in vielen Fällen erheblich gesteigert werden, sieht
Edelhoff. Dennoch bleibe gerade bei der Schnittstellenintegration der
verschiedenen am Markt erhältlichen Systeme noch viel zu tun. Doch
bei aller CAD/CAM-getragenen Qualitätssicherung und
Wirtschaftlichkeit war man sich in der Runde sicher, dass es ohne
fachlich höchst qualifizierte Zahntechniker nicht geht. Die
strukturellen Probleme des Handwerks ließen sich nicht über Nacht
lösen. Denn Nachholbedarf gäbe es hier vor allem bei der
Lohnsummenentwicklung, die nicht mehr im Verhältnis steht zu den
wachsenden technischen, prothetischen und materialkundlichen
Anforderungen dieses Handwerks. Kostenintensive Fortbildungen können
sich schließlich nur angemessen bezahlte Zahntechniker leisten, so
der Konsens der Experten – und das müsse auch im Interesse der
Zahnärzte und Patienten liegen. Gerade beim Thema
Funktionsdiagnostik müsse weiterhin auf intensive Aus- und
Weiterbildung gesetzt werden, so ZTM Kraus. Ohne die richtig
erarbeitete Okklusion ist es nicht möglich patientengerechten
Zahnersatz herzustellen. Dies erfordere aber viel Fachwissen seitens
des Zahnarztes und des Zahntechnikers und könne bisher von keinem
digitalen Prozess vollständig und befriedigend abgebildet werden.
Dass es auf der ADT nicht nur
theoretisch herging verdeutlichten vor allem die zahlreichen
praktischen Workshops am Vormittag des ersten Kongresstages. So
demonstrierte Priv.-Doz. Dr. Friedhelm Heinemann von der Deutschen
Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie e.V. (DGZI) die
Vorteile der sogenannten Mini-Implantate. Diese können als mögliche
Ergänzung zur konventionellen Implantologie gesehen werden, da das
minimalinvasive Vorgehen (gerade ältere) Patientengruppen
erschließen könne, die sonst aus anatomischen und/oder finanziellen
Gründen auf implantatgestützten Zahnersatz verzichten müssten. ZTM
Jochen Peters zeigte in seinem Workshop, wie man im digitalen
Zeitalter fehlerhafte Okklusalflächen erkennt und entsprechend
darauf reagiert. Neben den insgesamt sieben Workshops widmeten sich
in den folgenden Tagen vor allem die hochkarätigen Referenten der 26
Vorträge den komplexen Tagungsschwerpunkten. Es wurden
materialkundliche Updates, Prozessoptimierungen und prothetische
Lösungsvorschläge vorgestellt, die sowohl bei den
Kongressvorsitzenden als auch beim Publikum für rege Diskussionen
sorgten.
Dass es aber auch auf der diesjährigen
ADT-Jahrestagung nicht nur um Zahnmedizin und Zahntechnik ging,
sondern um den kollegialen Austausch untereinander, belegten das
wieder einmal sehr erfolgreiche Get-together am Donnerstagabend, als
auch der zwar etwas unterkühlte, aber dennoch gelungene
ADT-Festabend im Kloster Bebenhausen am Freitag.
Für das kommende Jahr möchte sich die
ADT-Jahrestagung mit den „Dentalen Techniken im Dienste der
Senioren“ und der „Digitalen Analyse: Diagnostik & Planung“
widmen.