Branchenmeldungen 27.09.2023

Zahnprothetik 2.0: Über die „digitale Brücke“ ins Labor



Zahnprothetik 2.0: Über die „digitale Brücke“ ins Labor

Foto: Dr. Georgi Aleksandrov

Die digitale Arbeitsweise beeinflusst Kommunikation und Zusammenarbeit von Praxis und Labor enorm. Mit gutem Beispiel vorangeht die Praxis Zahnmedizin am Königsplatz in Augsburg: Papierlos, direkt und unkompliziert erfolgt hier der Austausch mit dem hauseigenen Labor. Im Interview gibt Praxisinhaber Dr. Georgi Aleksandrov Einsichten in seinen digital-prothetischen Praxisalltag.

Inwiefern hat die vollständige Digitalisierung Ihrer Praxis die Zusammenarbeit mit zahntechnischen Laboren in der zahnärztlichen Prothetik verändert?

Die digitale Arbeitsweise hat einen erheblichen Einfluss auf die Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Labor. Bereits vor dem Versenden des Scandatensatzes erfolgt die Qualitätskontrolle des Scans. Der digitale Ansatz ermöglicht eine präzisere Qualitätsprüfung mittels Zoomfunktionen und Scankorrekturen, ohne die zeitlichen Verzögerungen analoger Methoden. Dies bildet eine solide Grundlage für die Arbeit des Technikers und erleichtert bei Bedarf den Informationsaustausch bezüglich möglicher Fehlerquellen. Der Datensatz enthält alle erforderlichen Informationen vor und nach der Behandlung. Der Techniker kann die veränderten Datensätze vergleichen, um beispielsweise die vom Zahnarzt am LZPR vorgenommenen Änderungen nachzuvollziehen. Ein großer Vorteil des digitalen Workflows ist die Zeitersparnis. Die Verwendung digitaler Abformungen und Scans im Labor reduziert viele Schritte und potenzielle Fehlerquellen. Dies ermöglicht eine Echtzeitkommunikation und steigert die Arbeitsgeschwindigkeit und Effizienz. Dank des digitalen Ansatzes und gut etablierter Abläufe konnten wir die Anzahl der erforderlichen Patiententermine reduzieren und erzielen zuverlässigere, wiederholbare Ergebnisse. Die fortschrittliche CAD/CAM-Technologie trägt dazu bei, qualitativ hochwertigere Ergebnisse zu erzielen als im analogen Workflow. 

Wie gestaltet sich die Übermittlung von Patientendaten bei der Prothesenherstellung an das Labor?

Die digitale Datenerfassung bietet klare Vorteile gegenüber der analogen Methode bei Abformungen, Modellen und Bissnahmen. In unserem Scanner werden Patientendaten, Versorgungstyp und Farbinformationen gespeichert. Diese Informationen, zusammen mit Situationsscans und Nachbehandlungsscans, werden dem Labor in einem digitalen Ordner übermittelt. Dies reduziert die Notwendigkeit von zeitaufwändigen Schritten wie dem Gießen von Modellen und der Artikulation, was die Arbeitszeit im Labor deutlich verkürzt. Gleichzeitig minimieren wir materialbedingte Fehlerquellen, senken das Risiko von Verwechslungen nahezu auf Null und sparen wertvollen Platz.

Wie beeinflusst die Zusammenarbeit die Auswahl von Materialien und Techniken für Prothesen? Können Sie ein Beispiel geben, in welchem diese Kooperation zu besseren Ergebnissen geführt hat?

Durch unsere digitale Arbeitsweise, den einfachen Zugriff auf alle Informationen und den kontinuierlichen Austausch entstehen viele innovative Ideen. Die räumliche Nähe zum Labor fördert zudem spontane Brainstormings bei komplexen Fällen. Zum Beispiel, als wir bei komplizierten Restaurationen von Ober- und Unterkiefer mit Bisserhöhung und Parafunktionen mit Problemen konfrontiert waren. In einer solchen Situation entstand die Idee, Patienten in einem Kiefer mit Keramikkronen und im anderen mit Kunststoffkronen zu versorgen.

Wie gewährleisten Sie die Sicherheit der Patientendaten bei der Datenübermittlung zwischen Ihrer Praxis und dem Labor?

Unsere Praxis verfügt über ein internes Labor, das in räumlicher Nähe liegt. Wir speichern alle Daten auf einem eigenen lokalen Server, wodurch sie die Praxis nicht verlassen. Unsere Sicherheitsmaßnahmen umfassen spezielle Software und Firewalls, die uns vor potenziellen externen Angriffen schützen. Bei Zusammenarbeit mit anderen Laboren verwenden wir verschlüsselte Dateien von anerkannten Softwareanbietern und senden das Passwort separat in einer zweiten E-Mail. Dies gewährleistet einen reibungslosen Ablauf und schützt die Vertraulichkeit der Daten. 

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit zwischen Ihrer Praxis und den Laboren und welche Schlüsselfaktoren sind für hochwertige Ergebnisse entscheidend?

Wir legen großen Wert auf gegenseitigen Respekt und lösungsorientiertes Arbeiten in unserer Zusammenarbeit. Fehler sehen wir als Gelegenheit zur Verbesserung. Besonders hervorzuheben ist die bedeutsame Rolle unseres hauseigenen Labors, das direkt in unsere Praxis integriert ist und als eines der essenziellen Elemente unseres Erfolgs betrachtet wird. Die kurzen Wege und kontinuierlicher Austausch erleichtern unsere Arbeit erheblich und steigern natürlich auch die Effizienz.

Welche Möglichkeiten sehen Sie zur weiteren Verbesserung des digitalen Workflows in Ihrer Praxis?

Wir implementieren derzeit einen Gesichtsscanner und einen digitalen Gesichtsbogen in unseren Ablauf. Diese zusätzlichen digitalen Daten sind besonders bei umfangreichen Restaurationen relevant, insbesondere wenn Bisserhöhungen erforderlich sind. Dies ermöglicht uns, weniger ästhetische oder funktionelle Anpassungen vornehmen zu müssen. Zudem können wir den Zahnersatz der Patienten vor der Behandlung in einem dreidimensionalen Gesichtsbild visualisieren, das wir nach Bedarf in der Praxis oder per E-Mail mit Familie und Freunden teilen können. Mit den erfassten Gesichts- und Kieferbewegungsparametern sind wir besser denn je in der Lage, die intraorale Situation präzise nachzuahmen.

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