Zahntechnik 14.10.2024

Laborstruktur und Arbeitsablauf in Zeiten der Digitalisierung



Laborstruktur und Arbeitsablauf in Zeiten der Digitalisierung

Foto: ZTM Ralph Riquier

Das Dentallabor steht heute vor grundlegenden Anpassungen in seinem internen strukturellen Aufbau. Zumeist wird hierfür die Einführung von CAD/CAM-Fertigung verantwortlich gemacht. Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit. Computergestütztes Design (CAD) und computergestützte Fertigung (CAM) alleine verändern zwar die Herstellungsprozesse grundsätzlich, aber die umgebende Laborstruktur zu Beginn nur gering. Es wechselt das „Handwerkszeug“ vom Wachsmesser zur Computermaus und von der Gussanlage zur CNC-Fräsmaschine. Erst im zweiten Schritt entsteht eine umfängliche Umstrukturierung, die den gesamten Laborablauf betrifft. Durch das Implementieren neuer Prozessabläufe entfalten sich die Möglichkeiten, die in einer digital gestützten Zahnmedizin stecken, vollumfänglich.

Infrastruktur

Durch die immer weiter verbreitete Anwendung von Intraoralscannern wird die Zahnarztpraxis nun direkt mit dem Dentallabor vernetzt. Da für den Datenversand zumeist die Portale der Scannerhersteller genutzt werden, gilt dies aber nicht nur für den bisherigen Laborpartner, sondern gleichermaßen für alle in der Plattform gelisteten Labore/Fräszentren. Aus diesem Grund sollte das eigene Labor möglichst auf allen Plattformen präsent sein. Durch Einrichten eines Zugangs erst bei akutem Bedarf (Zahnarzt will Daten senden) entstehen häufig Abstimmungsprobleme unter Zeitdruck, die die digitale Zusammenarbeit schon zu Beginn belasten.

Laborstruktur

Um den reibungslosen internen Datenfluss zu ermöglichen, sollten alle Abteilungen untereinander über eine Serverstruktur vernetzt sein. So können Daten direkt an die entsprechende Abteilung gesendet werden. Die nötigen Konstruktionsprogramme (CAD) stehen dann auf abteilungsinternen Rechnern zur Verfügung.

Gerade in Abteilungen, die den Arbeitsprozess mit Modellherstellung, Bissregistraten oder Funktionslöffeln unterstützen, kann deren Konstruktion durch Stand-alone-Softwareprogramme erfolgen. Diese sind speziell auf das Anwendungsgebiet abgestimmt und bedürfen durch ihren einfachen, wizard- geführten Aufbau nur einer geringen Computerkompetenz sowie Schulung. Die Produktion der in den Abteilungen konstruierten Modelle, Restaurationen, Registrate usw. kann dann im Anschluss über das Netzwerk in die Produktion (CAM) übergeben werden. Hier erfolgt die Herstellung mittels 3D-Drucker oder Fräsmaschine.

Der Vorteil dieser Arbeitsteilung ist, dass Maschinenbestückung und Wartung koordiniert ablaufen können. Außerdem verringert sich die Komplexität des digitalen Workflows für die Techniker der einzelnen Abteilungen, da diese „nur“ die CAD-Konstruktion als neuen Bestandteil erlernen müssen. Die Maschinenkompetenz liegt bei den auf diesen Bereich geschulten Technikern. So kann jede Abteilung ihre Kernkompetenz ausspielen, ohne durch umgebende Arbeitsschritte die Effizienz zu verlieren.


„Die Ausrichtung des Dentallabors hin zu effizienten digitalen Arbeitsschritten ist die zukunftsentscheidende Managementaufgabe.“ – ZTM Ralph Riquier



Arbeitsablauf

Zu einem effizienten und qualitätsorientierten digitalen Arbeitsablauf gehört die Prüfung der Scandaten als erster Arbeitsschritt vor Arbeitsbeginn. So kann bei Unstimmigkeiten zeitnah mit dem Behandler Kontakt aufgenommen werden. Ebenso ermöglicht diese Kontrolle das Gleichschalten der Kieferdaten, sodass ab diesem Zeitpunkt nur noch auf identischen Daten, die in verschiedenen Abteilungen vorliegen können, gearbeitet wird. Nachdem die digitalen Scandaten aus dem Portal heruntergeladen wurden, besteht die Prüfung aus den folgenden Fragestellungen:

  • Sind die Daten vollständig?
  • Ist die Bisslage korrekt/schlüssig?
  • Ist die Präparationsgrenze eindeutig?

Dieser Arbeitsschritt erfolgt am besten an einem separaten Arbeitsplatz zur „Meisterkontrolle“. Von dort können etwaige Unstimmigkeiten mit dem Behandler besprochen werden. Durch spezielle Softwareprogramme lassen sich anschließend Korrekturen an den Datensätzen durchführen. Automatische Algorithmen können die Bisslage aufgrund festgelegter Parameter nachjustieren. Die Visualisierung der korrigierten Kontaktbeziehungen ermöglicht eine erneute Prüfung durch den Behandler. Ebenso kann in diesem Arbeitsschritt die Präparationsgrenze definiert werden. Auch hier können Korrekturen erfolgen, die in einem Farbplot angezeigt werden. So ist die Präparationsgrenze in jedem weiteren Arbeitsschritt in jeder Abteilung eindeutig.

Zusammenfassung

Die Ausrichtung des Dentallabors hin zu effizienten digitalen Arbeitsschritten ist die zukunftsentscheidende Managementaufgabe. Eine veränderte Infrastruktur bedingt neue Ansätze bei der Kommunikation mit der Zahnarztpraxis. Die Umstellung der Produktion auf CAD/CAM-Herstellungsprozesse ist nur der erste Schritt.

Das Aufbauen neuer effizienter Arbeitsabläufe unter Berücksichtigung aller Abteilungen bedeutet noch weitreichendere Umstellungen der internen Laborstruktur. Datenkontrolle und Datengleichschaltung nehmen entscheidenden Einfluss auf die Qualität sowie die Vorhersagbarkeit der zu erstellenden Restaurationen und müssen somit zwangsläufig zu Beginn jeder Arbeit erfolgen.

Dieser Artikel ist unter der Überschrift „Infrastruktur, Laborstruktur und Arbeitsablauf in Zeiten der Digitalisierung“ in der ZT Zahntechnik Zeitung erschienen.

Produkte
Mehr Fachartikel aus Zahntechnik

ePaper