Branchenmeldungen 10.05.2024
3 Fragen an… den neuen Professor der MLU: Prof. Dr. Dr. Frank Tavassol
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Seit Oktober 2023 ist Frank Tavassol neuer Professor für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) sowie neuer Leiter der Universitäts- und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Halle (Saale). Das klingt nach viel Arbeit! Was der Neu-Hallenser genau vorhat, verrät das folgende Kurz-Interview.
Eins...
Herr Prof. Tavassol, wie war Ihre Ankunft in Halle (Saale) und welchen Themen stehen aktuell auf Ihrer Agenda?
Mich hat vor allem beeindruckt, dass ich hier von allen Mitarbeitern mit offenen Armen empfangen wurde. Das Team der Klinik ist hochmotiviert und außerordentlich engagiert. Die Qualität der medizinischen Versorgung der Patienten befindet sich auf einem sehr hohen Niveau. Auch seitens des Vorstands und des Dekanats erfahre ich eine starke Unterstützung meiner Ideen für den Standort. Eine Herausforderung ist es, Personal wieder aufzubauen. Die wiederholten Chefwechsel in den letzten Jahren haben sicher dazu geführt, dass einige Kollegen sich umorientiert haben. Die Implementierung neuer Verfahren im CAD/CAM-Bereich und die Nutzung von 3D-Druckern im Rahmen von Krankenversorgung, Forschung und Lehre stellen eine weitere Herausforderung dar. Außerdem bestimmt, wie an anderen zahnmedizinischen Fakultäten, die Umsetzung der neuen Approbationsordnung unseren universitären Alltag. Hier gibt es viel zu tun, wobei die „Ressource“ Personal voll ausgeschöpft wird.
Zwei...
Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte und was möchten Sie diesbezüglich voranbringen?
Meine Forschungsschwerpunkte sind die Tumorforschung und das Tissue Engineering im Bereich der Grundlagenforschung sowie digitale Verfahren (CAD/CAM) unter Berücksichtigung patientenspezifischer Implantate, Fehlbildungschirurgie (v.a. Lippen-, Kiefer‑, Gaumenspalten) und die komplexe Rekonstruktive Chirurgie im klinischen Bereich. Mit diesen Bereichen kann ich mich sehr gut in die Forschungslandschaft in Halle einfügen. Neue Tumormodelle in der Grundlagenforschung könnten u.a. die Prüfung neuer Therapieansätze für unsere Patienten bieten und so die Möglichkeit zur Therapieoptimierung erschließen. Aber auch die neuen rekonstruktiven Möglichkeiten unter Nutzung patientenspezifischer Implantate können helfen, die Lebensqualität nach Tumoroperationen zu verbessern. Die Nutzung von intraoperativem 3D-Röntgen oder der intraoperativen Echtzeit-Navigation möchte ich am Universitätsklinikum in Halle ebenfalls für die MKG-Chirurgie einführen. Diese Aspekte spielen für das Qualitätsmanagement und die Patientensicherheit eine große Rolle.
Drei...
Wie vermitteln Sie die Mannigfaltigkeit der MKG-Chirurgie dem Nachwuchs?
Die MKG-Chirurgie ist in der Tat ein Fach vieler Fächer bzw. Teilgebiete, weil es sowohl die Traumatologie und Fehlbildungschirurgie als auch die Tumorchirurgie, Rekonstruktive Chirurgie und Ästhetische Chirurgie einschließt. Auch das Altersspektrum unserer Patienten erstreckt sich vom Neugeborenen bis zum Hundertjährigen. In Halle werden alle erwähnten Teilbereiche umfassend abgedeckt. Hierfür ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit einzelner Disziplinen unabdingbar. So liegen zum Beispiel unsere kleinen Patienten perioperativ auf der interdisziplinären Kinderstation. Die Klinik für Anästhesie unterstützt uns ebenfalls mit hochqualifiziertem Personal – sowohl im Rahmen der Narkose wie bei der Betreuung intensivpflichtiger Patienten. Dadurch, dass Halle der einzige Standort in Sachsen-Anhalt ist, an dem man Zahnmedizin studieren kann, sind wir in der MKG-Chirurgie auch intensiv an der Ausbildung junger Zahnärzte beteiligt. Hierzu gehört unter anderem, dass die Studierenden den OP-Alltag miterleben. Durch die Möglichkeit, sich als „Operatives Fach“ an den Halleschen OP-Wochen zu beteiligen, haben wir einmal mehr die Chance, unser Fach zu zeigen und dafür zu weben. Die strukturierte Weiterbildung des Nachwuchses schließt die Vermittlung moderner Verfahren und Techniken unter Verwendung digitaler Daten ein. Diese Verfahren, wie zum Beispiel die digitale Planung von Dysgnathie-Eingriffen und die Verwendung von „in-House“ gedruckten 3D-Splinten sollen für die jungen Kollegen in Halle zum Standard im Rahmen der Ausbildung werden.