Praxismanagement 29.02.2012
Individualität trifft auf Effizienz
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Zahnärzte sind heute nicht nur Spezialisten auf dem Gebiet der Zahnmedizin, sondern sie sind oftmals auch vor allem Unternehmer. Ein individuelles Prophylaxesystem bietet ihnen dabei Spezialisierungspotenzial sowie interessante wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten. So sind durch eine Spezialisierung und ein entsprechend geschultes Praxisteam in der Prophylaxe beispielsweise Umsätze von 100.000 Euro bis 150.000 Euro jährlich pro Behandlungsstuhl möglich.
Eine qualitativ gute Prophylaxe besteht grundsätzlich aus verschiedenen Komponenten: ausführliche Informationen über Produkte und deren Inhaltsstoffe, gepaart mit zahnmedizinischem Hintergrundwissen und dem handwerklichen Know-how. Hierfür werden von unterschiedlichen Instituten wie zum Beispiel Zahnärztekammern und privaten Anbietern qualifizierte Aufstiegsfortbildungen zur ZMP/DH angeboten. Die Umsetzung des hier gewonnenen Fortbildungswissens in den Praxisalltag bereitet jedoch oft erhebliche Schwierigkeiten, denn jede Praxis hat ihr eigenes, oft sehr vielfältiges Patientenklientel. Somit gestaltet sich jede Praxis einzigartig und benötigt ein speziell auf sie zugeschnittenes Konzept. Mithilfe von Beratern, die das bestehende Prophylaxekonzept hinterfragen, kann jede Praxis ihr individuelles Konzept erstellen. Eine Analyse der Prophylaxeangebote und die Definition des Soll-Zustandes können dazu beitragen, das Wissen der Prophylaxeassistentinnen besser in die täglichen Praxisabläufe zu integrieren sowie die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten zu berücksichtigen.
Am Beispiel von drei Prophylaxeangeboten wird der Win-win-Effekt für Praxis und Patient deutlich. Diese Prophylaxemaßnahmen können ein therapeutisches Behandlungskonzept sinnvoll ergänzen, das nach gezielter Befundung – zum Beispiel durch 01-Befund, Röntgenaufnahmen, Parodontalbefunde, Mundhygienebefunde – auch ganzheitliche Aspekte berücksichtigt.
Sanfte Zahnreinigung
Nach einer Parodontitistherapie ist die UPT (Unterstützende Parodontitistherapie) für den Langzeiterfolg sehr wichtig. In vielen Fällen liegen jedoch die Zahnhälse frei und die PZR ist gerade aus diesem Grund sehr unangenehm. Die Lösung: Mit einer „sanften Zahnreinigung“, bei der die Dentintubuli mit speziellen desensibilisierenden Polierpasten verschlossen werden, kann eine Zahnreinigung gründlich und schmerzfrei durchgeführt werden. Vielen Patienten ist außerdem die manuelle Reinigung mit Scaler und Kürette viel angenehmer als die Reinigung mit Ultraschallgeräten. Da die Handinstrumentierung aber deutlich zeitaufwendiger ist als ihre Kombination mit maschineller Instrumentierung, sollte auch das Zeitfenster für diese PZR entsprechend angepasst werden. So kann die medizinisch notwendige UPT schmerzfrei und regelmäßig wahrgenommen werden.
Halitosis
Mein Enkel Phillip sagte mir: „Oma, du riechst komisch aus dem Mund.“ Mit diesem Problem kam eine sehr besorgte Patientin zu mir. Der Grund für ihre Besorgnis ist folgendes Phänomen: Während wir unseren eigenen Mundgeruch (Halitosis) nicht oder nur selten selbst wahrnehmen können, fällt er uns bei anderen Menschen oft umso deutlicher auf. Dieser Unterschied in Selbst- und Fremdwahrnehmung führt bei vielen Patienten zu großen Unsicherheiten. Die Zahnarztpraxis ist dann der Ansprechpartner Nummer eins. Eine einfühlsame Kommunikation gehört ebenso zu einer professionellen Mundgeruchssprechstunde wie die Analyse der Geruchsquelle. Die Ursachen für Halitosis können sehr unterschiedlich sein. Eine Sinusitis etwa, die zum Beispiel durch eine insuffiziente Wurzelfüllung entstehen kann, ist ein möglicher Grund für unangenehmen Atem. In den meisten Fällen entstehen die flüchtigen Schwefelverbindungen, die unsere Wahrnehmung von Mundgeruch bestimmen, allerdings durch parodontalpathogene Keime. Diese Keime siedeln sich vor allem in den parodontalen Taschen und auf dem dorsalen Teil der Zunge an. Eine sub- und supragingivale Reinigung mit Entfernung des Biofilms auch auf dem Zungenrücken ist nun sehr wichtig. Sie reduziert ganz erheblich den unangenehmen Mundgeruch, wenn zusätzlich die Mundhygiene entsprechend optimiert und umgestellt wird. Eine tägliche Zungenreinigung mit gezielten antibakteriellen, enzymalischen Wirkstoffen, die die flüchtigen Schwefelverbindungen hemmen, ist dann beispielsweise sehr förderlich für das Wohlbefinden des Patienten.
Wohlfühl-Prophylaxe
Eine „Wohlfühl-Prophylaxe“ bietet sich besonders bei ängstlichen Patienten an. Die beanspruchte Kiefer- und Gesichtsmuskulatur wird in diesem Fall nach der PZR mit einer Gesichtsmassage bei entspannter Musik gelockert. So bleibt die PZR in angenehmer Erinnerung und die Angst vor der nächsten PZR kann gemindert werden.
Fazit
Behandlungen von Erkrankungen des Zahnhalteapparates und der Zahnhartsubstanz setzen aufgrund ihrer Komplexität ein systematisches Vorgehen voraus. Daher ist es hilfreich, bei der Gestaltung des Behandlungskonzepts auf das Wissen eines erfahrenen Trainer-Teams zu bauen. Nach einer Ist-Analyse durch das Trainer-Team und der gemeinsamen Erarbeitung der Erfolgsstrategie für eine umfassende Behandlung kann so das gesamte Praxisteam gezielt geschult werden. Ein besonderes Augenmerk sollte daher an dieser Stelle den praktischen Abläufen, der Abrechnung und Kommunikation sowie speziell den individuellen Bedürfnissen der eigenen Praxis und der Patienten gelten. Professionelle Planung und Umsetzung können somit zu einer Win-win-Situation sowohl für den Zahnarzt und dessen Team als auch für die Patienten effektiv beitragen.