Branchenmeldungen 07.06.2022
Die „Next Generation“ von Zahntechnikern startet durch
Generationswechsel im Familienunternehmen, Übernahmen, Neugründungen – für die „jungen Wilden“ spielen die klassischen Dienstleistungstugenden und goldene Handwerkstraditionen nicht mehr die entscheidende Rolle. „Gute Kundenbeziehungen sind wahnsinnig wichtig“, so einer der Teilnehmer, „aber entweder auf Augenhöhe oder gar nicht! Wir Labore und Praxen brauchen uns gegenseitig. Und wir werden in Zukunft nur miteinander erfolgreich sein.“
Die Atmosphäre war entspannt und relaxt – es wehte ein neuer Wind. Natürlich ist der wirtschaftliche Druck riesig, keine Frage, und die Welle der Laborschließungen ist noch längst nicht abgeebbt. Aber wer heute als Laborinhaber an den Start geht, weiß in der Regel, was er oder sie will: Nicht weniger als die Zukunft der Zahnmedizin mitgestalten!
Es war das erste „Next Generation“ Meeting, das vom 12. bis zum 14. Mai hier am Bodensee stattfand. Eingeladen hatte Kulzer. „Seit Jahren führen wir am Bodensee sehr erfolgreich die Laborinhabertage durch“, so Volker Meyer, Verkaufsleiter Süd bei Kulzer, „aber nach Corona war uns ein ‚Weiter so‘ einfach zu wenig. Wir wollten einen Kick, eine Challenge. Einfach mit allen Sinnen spüren, dass wir noch da sind! Deshalb gibt es bei jedem Next Generation Meeting neben fachlichem Input, Top-Referenten und einer traumhaften Location (und gutem Essen!) immer auch ein sportliches Highlight: Biking, Rafting, Hiking – Teamspirit zählt nicht nur im Daily Business in Labor und Praxis, sondern auch beim gemeinsamen Aufstieg auf den Gipfel des Pfänder – des Kulzer Hausbergs am Bodensee!“
Impressionen
Es sind nicht nur „Handwerker“, die hier zusammenkommen. Die Gespräche drehen sich viel mehr um Computerplanung, CAD/CAM, Fräsmaschinen und 3D-Drucker der neusten Generation. „Digital oder analog“ ist bei den jungen Laborinhabern längst keine Frage mehr – viel interessanter sind die Fragen der Schulung von Praxen, des optimalen Workflows, der perfekten Kalibrierung und minimierter Fertigungstoleranzen.
Millionenfache Präzision bis ins kleinste Detail konnten die jungen Zahntechniker bei der Werksbesichtigung der Kulzer Zahnfabrik in Wasserburg erleben. „In der Healthcare-Sparte der japanischen Mitsui Chemicals Group nimmt Kulzer eine strategisch wichtige Rolle ein“, so Roland Schaefer, Standortleiter in Wasserburg. „Die Nachfrage nach hochwertigen Zähnen steigt. Und wir konnten selbst unter Pandemiebedingungen unsere Produktion im letzten Jahr um über 30 Prozent steigern. Mehr als 18,5 Millionen Zähne werden jährlich hier am Bodensee gefertigt – und jeder einzelne Zahn entspricht höchsten Qualitätskriterien.“ Es wundert also auch nicht, dass mit der Mondial, die meistverkaufte Zahnlinie eines Direktanbieters in Deutschland aus Wasserburg von Kulzer kommt.
„Hier arbeiten nur farbkalibrierte Augen!“ Trotz Maske sieht man, wie die Augen von Bernd Rinner leuchten, wenn er als Betriebsleiter der Zahnproduktion über das Thema Qualitätssicherung spricht. „Natürlich wird jede einzelne Produktions-Charge geprüft und zertifiziert. Die Zahn-Farben werden mit hochmodernen Spektrometern und digitalen Referenzmessungen geprüft. Aber die letzte Kontrolle ist immer das menschliche Auge: In kalibrierten Farbkammern werden die Zähne von Fachleuten unter Normlicht geprüft. Hier zählen keine Messwerte – hier entscheidet einzig und allein der unbestechliche Blick der erfahrenen Zahnspezialisten. „Kein Mensch kann sich vorstellen, wie viel Zeit wir als Zahntechniker damit verbringen, den Unterschied zwischen weiß und weiß zu suchen“, so einer der Teilnehmer, „wir sind halt schon Ästhetik-Freaks.“
Zahnästhetik steht für Hans Gerd Hebinck als Unternehmensberater weniger im Fokus: „Wenn ihr unternehmerische Grundregeln außer Acht lasst, dann geht ihr bald auf dem Zahnfleisch!“ Hebinck begleitet zahlreiche Praxen und Dentallabore als betriebswirtschaftlicher Partner und Berater. Er kennt die Lieblingsfehler bei Gründung und Übernahme nur zu gut. In seinem Vortrag gelingt es Hebinck, mit vielen konkreten Fallbeispielen und Tipps aus der Praxis die Teilnehmer zu begeistern. „Ihr müsst nicht nur eure Zähne kennen, sondern auch eure Zahlen. Und zwar nicht die Unternehmenszahlen von irgendwann, sondern die aktuellen Zahlen vom laufenden Monat! Jede Entwicklung kann man sehen – wenn man hinsieht!“ Mitarbeiterentwicklung, Gehaltsfragen, Gesellschaftsformen – Hebinck geht in seinem Vortrag auf alle wichtigen Themen ein und liefert nicht nur Impulse, sondern auch die Checklisten für die wichtigsten Check-ups im Labor.
„Nicht für alle Zahntechniker gehört BWL zur Lieblingsbeschäftigung“, da ist sich Hebinck sicher „aber erst, wenn auch der finanzielle Erfolg kommt, fängt man an, sich in seiner Position als Unternehmer wirklich wohlzufühlen.“
„Wohlfühlen“ – dieses Stichwort greift Hans Peter Theilig in seinem Marketingvortrag auf: Aus seiner Sicht als Kommunikationsspezialist geht es beim Unternehmensauftritt nicht in erster Linie um das „richtige Logo“: „Klar gehört das Logo mit dazu – aber du bist mehr als dein Logo. Sogar mehr als dein Corporate Design. Wenn wir über den Auftritt eines Labors nachdenken, dann sprechen wir von Corporate Identity, Corporate Communication, Corporate Behaviour, Corporate Media, Corporate Soul! Wenn du weißt, wer du bist und was dich wirklich ausmacht, erst dann kannst du deine ganz eigene Geschichte erzählen – in der klassischen Kommunikation und in der Online-Kommunikation.“ Dass „Labor“ nicht gleich „Labor“ ist, zeigt Theilig am Beispiel zahlreicher kreativer Kampagnen, die einzigartige Geschichten erzählen. Geschichten, die zeigen, wie eng Kommunikation und unternehmerischer Erfolg miteinander verknüpft sind. „Seid mutig, selbstbewusst und laut – ihr habt nichts zu verlieren – aber viel zu gewinnen!“
Referent Thomas Backscheider, Zahntechniker der alten Schule, bringt es im dritten Vortrag auf den Punkt: „Ihr macht Dinge, von denen wir früher nur träumen konnten. Ihr hab nicht nur die besseren Tools, ihr habt auch ein neues Bewusstsein und Selbstverständnis. Entwickelt einen weiten Blick: Nutzt von Anfang an die Möglichkeiten einer professionellen betriebswirtschaftlichen Begleitung, setzt Marketing und Kommunikation als wertvolle Werkzeuge ein – und beherrscht euer Handwerk: Testen, testen, testen: Wer die Temperaturkurve seines Brennofens nicht kennt, wird niemals perfekte keramische Ästhetik erschaffen. Und das ist es, was letztendlich zählt. Und das kann euch niemand nehmen – kein Computer, keine KI, kein Messgerät und kein Wettbewerber.“
Thomas Backscheider ist sich sicher: Wer High-End-Ästhetik will, braucht nicht in erster Linie innovative Hightech-Materialien, nicht die neuesten Gadgets – was wirklich zählt ist Wissen und Können. Und ein 3D-Drucker! Im zweiten Teil seines Vortrags weist Backscheider auf die genialen und bisher völlig unterschätzen Möglichkeiten des 3D-Drucks im Labor-Workflow hin. „Hier lauert ein riesiges Potenzial. Nutzt es!“
Eine ganze Menge Diskussionsstoff für den chilligen Ausklang in der „Werft 1919“ direkt am Ufer des Bodensees. Obwohl: „Ausklang“ trifft es nicht ganz. Die Fortbildung am Freitag war eigentlich nur der Auftakt, die „Aufwärmphase“ für die sportliche Challenge am Samstag. Ausgestattet mit modernsten E-Mountainbikes geht es am Samstagmorgen auf eine 40-Kilometer-Tour an den See. Wer bei „See“ an Flachland denkt, hat sich allerdings gründlich getäuscht: Etappenziel ist der Gipfel des Pfänder, des Bregenzer Hausbergs. Bei herrlichem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen ein schweißtreibendes Vergnügen. Und für alle Teilnehmer ein grandioser Abschluss dieses genialen Fortbildungswochenendes.
... und die Challenge der „Next Generation“ geht weiter. Zwei weitere Termine sind geplant, wenige Plätze sind noch frei. Vom 14. bis 16.07. unter dem Motto Wild and Crazy geht’s zum Rafting und vom 29.09. bis 01.10. ist eine Bergtour mit Gipfelerlebnis in den Allgäuer Alpen geplant.
Anmeldung und Infos
Janice Habert
06181 9689 2581
janice.habert@kulzer-dental.com
Quelle: Kulzer