Branchenmeldungen 17.05.2023

Nachhaltigkeit in der Implantologie – Wunsch und Wirklichkeit



Nachhaltigkeit in der Implantologie – Wunsch und Wirklichkeit

Foto: OEMUS MEDIA AG

Ganz nach dem Motto „Was lange währt, wird endlich gut“ fand am 12. und 13. Mai 2023 der ITI Kongress Deutschland und Österreich in Dresden statt – zuvor hatte die Coronapandemie zwei Mal eine Planung unmöglich gemacht. Nach 2015 beherbergte Dresden nunmehr zum zweiten Mal einen ITI Kongress und zeigte sich von seiner besten frühsommerlichen Seite! Eine bezaubernde Altstadt in direkter Nachbarschaft zum Kongresszentrum, ein facettenreiches Programm mit namhaften Referenten und eine tadellose Organisation. Der Weg nach Dresden hat sich gelohnt. Dies wertschätzten auch knapp 550 Kongressteilnehmer/-innen und bescherten den Veranstaltern eine überaus erfreuliche Resonanz.

Der ITI Kongress Deutschland und Österreich sah zudem den Vollzug des Stabwechsels in der Führung des Leadership-Teams der Deutschen ITI Sektion – in der Eröffnungssession wechselte die Moderation fließend zwischen dem bisherigen Leadership-Team um Prof. Dr. Johannes Kleinheinz hin zum neuen um die Sonneberger Oralchirurgin Dr. Anne Bauersachs. Die Macher des Kongresses konnten nach Ende der Veranstaltung ein überaus zufriedenes Resümee ziehen: Dresden zeigte ein hochkarätiges wissenschaftliches Programm, vorwiegend bestückt mit Referenten aus dem Kreis der Deutschen ITI Fellows und Members, ergänzt mit internationalen Experten.

Im Vorfeld des Kongresses fand zudem erneut das vielbeachtete Innovationsforum der Industrie statt, in welchem namhafte Referent/-innen den Blick auf implantologische Zukunftsthemen legten. Traditionell hohen Stellenwert in der ITI nimmt die Zusammenarbeit mit den Zahntechnikern ein: Auch beim diesjährigen ITI Kongress führte dies zu Kongressbeiträgen, die für Zahntechniker und Zahnärzte zugleich attraktiv sind. Des Weiteren fand am zweiten Kongresstag eine gut besuchte Spezialsession für Zahntechniker statt. „Die Schnittstelle Zahntechnik – Zahnmedizin muss mit Leben erfüllt werden“, so die neue Chairwoman der Deutschen ITI Sektion, Dr. Anne Bauersachs. Im vorgelagerten Innovationsforum der Industrie am Vormittag des ersten Tages griff Dr. Dr. Markus Tröltzsch das Kongressthema auf und hinterfragte „Ist Nachhaltigkeit in der Praxis realistisch umsetzbar?“. Dr. Thomas Franke, Dr. Tobias Lang und Dr. Peter Windisch stellten eine neue Generation von Biomaterialien für die Kieferaugmentation vor, während Dr. Puria Parvini, Priv.-Doz. Dr. Dr. Eik Schiegnitz, Dr. Paul Schuh, Dr. Frank Spitznagel und Dr. Georgia Trimpou anhand zahlreicher gelungener Fallbeispiele nachhaltige Sofortversorgungskonzepte zeigten

„Die Zukunft des urbanen Lebens“

Kristina zur Mühlen hatte ein Heimspiel in doppelter Hinsicht. Zum einen stammt die Diplom-Physikerin aus Dresden. Zum anderen war es das Thema, das sie bewegte: „Wie wollen wir in Zukunft leben?“ Mühlen wusste diese Frage in furioser Weise zu beantworten. Der Fokus ihrer Ausführungen lag klar auf der Entwicklung der Lebensbedingungen in den Städten: Ausgehend von zahlreichen Studien geht zur Mühlen davon aus, dass die Anzahl der Bevölkerung auf dem Land in den kommenden Jahrzehnten deutlich abnehmen, während die Urbanisierung in der Stadt deutlich zunehmen wird. Ihr Credo: Es sind nicht unbedingt die großen, teuren und schwer zu verwirklichenden Aktionen, welche die urbane Lebensqualität verbessern. Oft gibt es viele kleinere Veränderungen, die dies nachhaltig tun. Rückbau von Straßen, Urban Gardening, Rekonstruktion von Flussläufen etc. All dies trägt zur bemerkenswerten Abkühlung der Innenstädte und zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität bei. Zudem forderte sie eine Abkehr von der deutschen Fehlerkultur („jeder soll Fehler machen dürfen“) sowie der Kultur von „Make-Taste-Waste“.

Patientenzentrierte Aspekte für eine nachhaltige Behandlung

Die erste Session des ITI Kongresses Deutschland und Österreich war nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht bemerkenswert. Sie markierte zudem den Übergang vom bisherigen Leadership-Team der Deutschen ITI Sektion zu dem neuen, welches seit dem Fellow-Meeting im Februar in Johannisberg in Amt und Würden ist. So moderierten Prof. Dr. Bilal Al-Nawas, Prof. Dr. Johannes Kleinheinz und Dr. Georg Bach den ersten Teil der Session, in denen die ITI-Präsidentin Dr. Charlotte Stilwell über „Research Education as basis for a sustainable implantology“ referierte. Beide Bereiche der Wissenschaft und Ausbildung sind Herzensangelegenheiten der ITI Präsidentin bzw. des ITI selbst. 57 Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren in Grants seitens des ITI investiert. Damit nahm die in London tätige Stilwell das Auditorium mit auf eine bemerkenswerte Reise und stellte die zahlreichen Ausbildungs- und Forschungsformate des Internationalen Teams für Implantologie vor. Die rührige Deutsche Sektion fungiert hier als Trendsetter und Benchmark zugleich. Beredtes Beispiel hierfür war die Auszeichnung als weltweit beste Sektion, die Bauersachs jüngst beim globalen ITI Meeting in Lissabon entgegennehmen durfte.

Past-Chairman Prof. Dr. Kleinheinz gab zudem ein SAC-Update 2020. Das SAC-Tool ist das Produkt des Internationalen Teams für Implantologie, mit dem zahlreiche Kolleg/-innen ihren ersten Kontakt zum ITI hatten. In der Tat kann die Idee eine akademische, stets nachvollziehbare und vor allem auf evidenzbasierten Daten fußende Entscheidungsfindung und Einteilung in einfache, mittelschwere und komplexe Anforderungen als Erfolg bezeichnet werden. Etabliert Mitte des ersten Jahrzehnts dieses Jahrtausends bedurfte die SAC-Klassifikation nun eines Relaunches. Die entsprechenden Veränderungen und Ergänzungen wurden durch den Münsteraner Hochschullehrer umfassend dargestellt.

Der Mainzer Kieferchirurg Priv.-Doz. Dr. Dr. Eik Schiegnitz sprach indes über die evidenzbasierten Definitionen von Risikoprofilen. In einem gut 25-minütigen Husarenritt arbeitete sich der Referent an Antiresorptiva, Diabetes mellitus, Antikoagulantien und Antibiotika ab. Das Fazit: Heute ist nahezu jedes Risikoprofil beherrschbar. Wichtig ist lediglich die individuelle Entscheidung, in welchem Fall die Grenzen erreicht sind und ggf. eine Überweisung an eine Fachklinik zielführend ist.

Ein zusammenfassender Entscheidungspfad zu Ende seines Vortrages dürfte die wohl am meisten fotografierte Folie des gesamten Kongresses gewesen sein.

Von seltenen Erkrankungen bis zur translationalen Implantologie

Das neue Leadership-Team mit Dr. Stefan Röhling, Priv.-Doz. Dr. Dr. Eik Schiegnitz und Dr. Florian Will übernahm im Folgenden die Moderation unter der Führung der ersten Chairwoman Dr. Anne Bauersachs, welche als Bindeglied bereits dem alten Leadership-Team angehört hatte.

Ein überaus relevantes Thema griff Dr. Marcel Hanisch auf, der über implantatgestützte Versorgung seltener Erkrankungen im orofazialen Bereich sprach. Seltene Erkrankungen sind erst vor wenigen Jahren in den Fokus der Zahnmedizin gerückt. Erstaunlich – immerhin sind vier Millionen Menschen in Deutschland von einer seltenen Erkrankung betroffen. Der in München tätige Hanisch war in seiner Münsteraner Zeit einer der ersten, welcher seltene Erkrankungen auf ihre Relevanz in der Zahnmedizin hin untersuchten. Zwei umfassend dokumentierte Fallbeispiele seltener Erkrankungen wurden durch Hanisch dargestellt und erläutert: Zum einen eine ektodermale Dysplasie und zum anderen der einer Dentinogenesis imperfecta.

Das Referentenduo um Dr. Monika Bjelopavlovic und ZTM Björn Roland definierte hingegen die „translationale Implantologie“ und führte aus, wie wissenschaftliche Erkenntnisse im klinischen Alltag umgesetzt werden können. Wenn zwei den Anspruch der translationalen Implantologie mit Leben erfüllen können, dann sind es die an der Universität Mainz tätige Prothetikerin Dr. Bjelopavlovic und der in eigenem Labor tätige Zahntechnikermeister Björn Roland.

Die Darstellung von drei großen Themenbereichen hatte sich das Referentenduo zur Aufgabe gemacht. Der erste Teil ihrer Ausführungen galt der Entscheidungsfindung zu „verschraubt versus zementiert“, der zweite zu „Bohrschablonen“ und der dritte zum Thema „festsitzend versus herausnehmbar“. Viele praktische Tipps rundeten die Ausführungen des Referentenduos ab, z. B., dass jede Schraubenlockerung als Notfall einzustufen ist und einer sofortigen Vorstellung des „Patienten“ bedarf.

Curriculum „Regeneration“

Die Deutsche ITI Sektion hat ebenfalls ein vielbeachtetes Curriculum „Regeneration“ auf den Weg gebracht, welches sich nicht nur innerhalb kürzester Zeit zu einem echten Dauerbrenner auf dem Markt der curriculären Ausbildungen entwickelt hat, sondern auch international für Furore sorgte. Aktivposten dieses ITI Curriculums der Deutschen ITI Sektion sind u. a. Prof. Dr. Dr. Peer Kämmerer, Dr. Andreas Pabst und Dr. Jochen Tunkel, die folgerichtig auch den Vorsitz dieser Session innehatten.

Priv.-Doz. Dr. Kai Fischer sprach zu modernen Strategien des periimplantären Weichgewebsmanagements und fragte: „Ist das autologe Transplantat noch zeitgemäß?“ Der zwischenzeitlich in der Eidgenossenschaft tätige Implantologe wies darauf hin, dass es für Patienten durchaus komfortabler sein kann, dass der Zahnarzt zur Blisterpackung greift, statt eine Entnahme am Gaumen durchzuführen. Dennoch stelle das autologe Transplantat bei vielen Indikationen immer noch den Goldstandard dar – dies gilt insbesondere für komplexe Defekte und Rezessionen. Bei der horizontalen und vertikalen Weichteilverdickung indes hat sich mit den azellulären Matrizes eine Alternative zum autologen Transplantat etabliert.

Prof. Dr. Dr. Kämmerer beurteilte zudem Allografts mit Blick in die Zukunft und hinterfragte ihre entsprechende Langzeitevidenz. Der Mainzer Kieferchirurg sammelte bereits in seiner Zeit an der Universität Rostock erste Erfahrungen mit allogenen Knochenersatzmaterialien. Er wies darauf hin, dass sich mit der Verfügbarkeit von frisch gefrorenen Knochen eine Vielfalt von Anwendungen ergebe, welche allerdings auch mit einigen Komplikationen (immunologische Potenz, Antikörperentwicklung) vergesellschaftet sind. In der Zahnheilkunde und Kieferchirurgie werden indes andere Allografts mit validierter Sterilisation eingesetzt, die allesamt zu den bestkontrollierten Knochenersatzmaterialien gehören. Als problematisch haben sich bei Autograft die Entnahmemorbidität herausgestellt, bei Allografts hingegen die vollständige Integration. Langzeitdaten belegen, dass beide Verfahren zuverlässig funktionieren. Einen wichtigen Hinweis gab Kämmerer für das Ausmaß der Augmentation – „Gehen Sie nie über den Skeletal Envelope hinaus, vermeiden Sie Überaugmentationen!“.

Dr. Ulrike Schulze-Späte bewertete zudem den Einfluss des Knochenmetabolismus auf den langfristigen Therapieerfolg bei der Geweberegeneration bei kompromittierten Patienten. Als zentrale Säule des Erfolgs definiert die Jenaer Parodontologin den biologischen Ansatz. Hierbei steht die Beachtung patientenspezifischer Faktoren im Vordergrund – diese gilt für (epi)genetische Faktoren, systemische Faktoren, die Mikroflora und Lifestyle-Faktoren zugleich. Allesamt haben diese Faktoren einen direkten Einfluss auf die Wahl, des zur Anwendung kommenden Knochenmaterials. Die Darstellung des Einflusses des Vitamin D-Stoffwechsels auf den Modulationsprozess der Knochen war ein wesentliches Anliegen der thüringischen Hochschullehrerin. Ein Vitamin D-Mangel kann eine reduzierte Knochenmodulationsrate zur Folge haben und somit einen frühen Implantatverlust begünstigen. „Eine Supplementierung kann dabei einen günstigen Einfluss auf einen positiven Verlauf haben“, so Späte. Bei den Lifestyle-Faktoren wies die Referentin der fett- und zuckerreichen „westlichen“ Ernährung eher einen inflammatorischen, der „südlichen“ mediterranen Ernährung indes eher einen anti-inflammatorischen Einfluss zu. Auch hier sind direkte Einflüsse auf Knochen und Implantatlangzeiterfolg zu erwarten.

Als letzter Beitrag der Session geriet dann die Ästhetik in den Fokus. Dr. Martin Gollner sprach über Ästhetik als Ergebnis eines erfolgreichen Hart- und Weichgewebsmanagements. Der in Bayreuth niedergelassene Oralchirurg fasste die vorhergehenden Beiträge der Session in idealer Weise anhand zahlreicher hervorragend dokumentierter Patientenfälle zusammen und betonte, dass eine perfekte Rot-Weiß-Ästhetik Zeit und bewährte Konzepte bedinge. Beeindruckend der von Gollner betriebene Aufwand, der den Rat gab „Denken Sie auch mal out of the box!“

Chirurgie und Prothetik

Die Symbiose zwischen Zahntechnik und Implantologie nimmt im Internationalen Team für Implantologie (ITI) traditionell einen sehr hohen Stellenwert ein. So war es nur folgerichtig, dass unter dem Vorsitz von Dr. Julia Bauer, Dr. Sascha Virnik und Dr. Ulrike Webersberger eine Session in das wissenschaftliche Programm integriert wurde, die sich der Chirurgie und Prothetik widmete.

Der Heidelberger Oralchirurg Prof. Dr. Christian Mertens sprach über „komplexe Rekonstruktionen mithilfe von digitaler Technologie: Der junge Patient“. Für das Patientengut des jungen Patienten gelten nach Ansicht des Referenten andere Konditionen. „Bereits kleine schlechte Ausgangsbedingungen, wie zum Beispiel ein diskreter bukkaler Defekt, können zu dramatischen Veränderungen führen, die in einer erneuten Behandlung münden“, so Mertens. Grundsätzlich ist bei jüngeren Patienten auch ein höherer Bedarf an Augmentationen festzustellen, auch um eine korrekte dreidimensionale Implantatposition zu ermöglichen.

Ein hoffnungsvolles Tool, um diesen gehobenen Ansprüchen gerecht zu werden, ist der digitale Workflow (Scans, digitale Wax-Ups, DVTs etc.), der, konsequent durchgeführt, ein hohes Maß an Vorhersagbarkeit und therapeutischer Sicherheit mit sich bringt. Die Morphologie des Knochendefekts hat direkten Einfluss auf die Wahl der Augmentationstechnik und auf die des Augmentationsmaterials. Digitale Planungshilfen können hier ebenso hilfreich sein, wie auch die Option des anhand eines digitalen Röntgendatensatzes präfabrizierten Titan-Meshs. Im direkten Vergleich zwischen Vollblock- und Schalentechnik hat sich die Schalentechnik als vorteilhafter (in allen augmentierten Dimensionen) erwiesen und durchgesetzt. Bei komplexen Fällen stellt das Blocktransplantat indes immer noch den Goldstandard dar. Hauptanliegen des nordbadischen Referenten war die umfangreiche Darstellung und Erläuterung von Entscheidungspfaden, was ihm anhand zahlreicher klinischer Fälle vollumfänglich gelang.

Das Hamburger Referentenduo Prof. Dr. Kai-Hendrik Bormann und Dr. Matthias Müller fragte rhetorisch, ob es bei der komplexen Behandlung beim zahnlosen Patienten überhaupt noch Grenzen gibt? In unmittelbarer Hafenrandlage liegen die Praxen der beiden hanseatischen Referenten, welche sich auf das gemeinsame Lösen sehr komplexer Fälle spezialisiert haben. Professor Bormann übernahm den chirurgischen und Dr. Müller den prothetischen Part. Umfassend dargestellt wurde ein Patientenfall, bei welchem im Oberkiefer alle vorhandenen Zähne, auch solche, die noch erhaltungsfähig gewesen wären, extrahiert wurden und mit einer „all-on-six“ festsitzenden Brücke ersetzt wurden. Step-by-step wurde die Versorgung dargestellt und der immense Aufwand konnte verdeutlicht werden. Limitationen sahen die hanseatischen Referenten nur noch bei absolut fehlendem Knochen bzw. bei der Zeit. Um beim zweiten Punkt weiterzukommen, zielen die Bemühungen Bormanns und Müllers darauf ab, die Behandlungszeit noch mehr zu verkürzen, u. a. auch unter Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz.

Prof. Dr. Irena Sailer gab zudem ein „Keramik-Update“ mit dem Anspruch auf Hinweise für den klinischen Alltag. „Druckfrisch kann ich Ihnen die Ergebnisse der ITI Konsensuskonferenz, die vor einer Woche endete, geben!“, so Frau Professor Sailer in ihrem Einführungswort. Für mehrgliedrige Rekonstruktionen im Seitenzahngebiet konnten 32 Studien ausgewertet werden: Die klassische dreigliedrige Brücke (zwei Anker, ein Brückenglied) wies eine sehr gute Überlebensrate auf, sowohl für die klassische metallkeramische Ausführung als auch für die mit Zirkondioxid. „Hier sind wir ganz ähnlich unterwegs!“, so Sailer. Auch bei der Verlustrate gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede. Eine Pfeilerzahnvermehrung (mehr Implantate, Einzelkronen) erbrachte ebenfalls keine wesentlichen Unterschiede.

Somit kann die Zirkondioxidrestauration als zuverlässige Variante gewertet werden. Komplikationen konnten in Form von Chipping, Schraubenfrakturen, Verlust von Retention etc. festgestellt werden. Innerhalb der vollkeramischen Ausführungen haben sich bezüglich der Komplikationen die monolythischen Ausführungen als vorteilhaft erwiesen. Schlechtere Ergebnisse wiesen hier die verblendeten keramischen Versionen auf – Brücken auf Implantaten sollten somit aus monolythischen Zirkondioxidmaterialien durchgeführt werden. Ähnliche Ergebnisse wurden bei verblockten Einzelkronen festgestellt. Zwischen Kronen und Brücken wurden im direkten Vergleich keine signifikanten Unterschiede gefunden, sodass eine Reduktion von Implantaten durchaus durchgeführt werden kann. Allesamt wertvolle Hinweise für den klinischen Alltag.

Young ITI Session

Ein neues Format, welches die Deutsche ITI Sektion auf den Weg bringt – in sieben Minuten überzeugen. Zunächst stellte Dr. Frederic Kauffmann das Young ITI Team vor, bevor Prof. Dr. Tabea Flügge über die Erfahrungen, die sie im Rahmen ihres ITI Stipendiums im Ausland sammeln konnte, berichtete. Im Folgenden waren es sechs Kurzreferate, die in den enorm kurzen Zeitspannen von sieben Minuten ein knappes, aber überzeugendes Statement abgeben sollten.

Prof. Dr. Tabea Flügge sprach über „digitale Chirurgie“, Dr. Robert Würdinger über „Augmentationen“, Dr. Stefan Röhling über „Keramik-Implantate“, Dr. Christian Schmitt über „Weichgewebe“, Dr. Daniel Bäumer über „digitale Prothetik“ sowie Dr. Frederic Kauffmann über „Periimplantitis“. Sascha Virnik überreichte den Posterpreis an Diana Heimes, welche ihre Ergebnisse über „Vestibulumplastik mit einer 3D-Kollagenmatrix“ in einem weiteren Kurzvortrag vorstellte. In der Tat ein außergewöhnliches, zugleich aber auch ein sehr attraktives Format, gerade für die Generationen Y und Z. Ein Format, welches sicherlich weitere Verbreitung finden wird. Im kommenden Jahr wird die rührige Young ITI Taskforce auch wieder mit einer eigenen Veranstaltung an den Start gehen.

Disputation

Ebenfalls eine ITI Besonderheit – die Disputation in Form eines akademischen Streitgesprächs! Auch wenn das diesjährige Thema („Stellt die Sofortversorgung ein nachhaltiges Behandlungskonzept dar und wo sind die Grenzen?“) noch vor wenigen Jahren vermutlich zu einem echten kollegialen Streit hätte führen können, ging es den Diskutanten dieses Jahr weniger um die Kontroverse als vielmehr um die Darstellung der tatsächlichen Limitationen dieser Therapieoption. Eines wurde klar herausgearbeitet: Die Frage des Erfolgs bzw. des Misserfolgs ist vor allem in der individuellen Expertise und dem Können der/des Ausführenden zu suchen.

Die Darstellung dieses Spagats gelang unter der souveränen Moderation von Dr. Ulrike Kuchler. Sowohl Prof. Dr. Bilal Al-Nawas, Prof. Dr. Daniel Grubeanu und Prof. Dr. Florian Stelzle (Pro-Seite) als auch Dr. Anne Bauersachs, Dr. Andreas Hentschel und Dr. Georg Bach (Contra-Seite) waren überaus überzeugend. Das Fazit der Diskussionsrunde: Zweifellos stellen Sofortbelastungskonzepte eine nachhaltige Behandlung dar, klarzustellen ist indes jedoch die hohe Techniksensitivität und der enorme Anspruch an das individuelle Können sowie die jeweilige Ausbildung!

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