Branchenmeldungen 02.10.2025

Zwischen Gips und Gigabyte – Ein Spagat für qualitätsorientierte Dentallabore



Wie kann man sich in einer Welt zurechtfinden, in der die Digitalisierung ständig neue Maßstäbe setzt? Auf der Suche nach Antworten stößt man in der Zahnmedizin auf ein interessantes Phänomen: die zunehmende Präsenz von Intraoralscannern. Sie stellt Dentallabore vor eine echte Gratwanderung.

Zwischen Gips und Gigabyte – Ein Spagat für qualitätsorientierte Dentallabore

Foto: GC

Während immer mehr Aufträge in Form von Datensätzen im Labor eintreffen, bleibt das klassische Gipsmodell für viele unangefochtener Goldstandard. Und so vollzieht sich im Schatten des lauten Hypes um Intraoralscanner eine leise, aber bemerkenswerte Entwicklung. Moderne, bis ins Detail ausgefeilte Modellscanner punkten selbstbewusst mit interessanten Features. Mittendrin in diesem Szenario diskutieren ZTM Sven Bolscho (Leiter eines Fräszentrums) und Garlef Roth (Inhaber eines Dentallabors) über die Aadva-Modellscanner (GC), die mit durchdachten Details beeindrucken.

Herr Bolscho, aus dem Blickwinkel eines Fräszentrums, und Herr Roth, mit „feinem” Pinsel im kleineren Labor – Sie haben den Schritt in die digitale Zahntechnik schon vor langer Zeit gewagt. Können Sie ein Stück der Geschichte erzählen? Gibt es besondere Erinnerungen?

Garlef Roth: Ja, ich erinnere mich noch gut an die Anfangszeit in den frühen 2000er Jahren, an die erheblichen Investitionskosten und die Stolpersteine, für die wir kreative Lösungen finden mussten – das war abenteuerlich. Damals waren CAD-Programme und Modellscanner nicht annähernd so benutzerfreundlich wie heute und lieferten uns Scans, die weit entfernt von „lochfrei“ waren. Es brauchte Geduld, bis alles glattlief. Wir mussten tüfteln und Workarounds entwickeln.

Sven Bolscho: Ja, daran erinnere ich mich noch gut ... Es war auch herausfordernd, Zahnersatz mit industriellen CNC-Fräsmaschinen herzustellen. Meine Ausbildung im Maschinenbau war von großem Vorteil, um die komplexen Technologien effizient für die Zahntechnik zu nutzen. Heute haben wir spezialisierte zahntechnische Lösungen. Aber bei den Preisen für Zahnersatz und/oder Halbfertigteilen aus Fräszentren muss man schon genau kalkulieren. Die Investitionssummen für Maschinen und der bürokratische Aufwand – nehmen wir nur die MDR – werfen die Frage auf, ob sich der Aufwand für ein Dentallabor jemals rechnet.

Mit jeder Zahnarztpraxis, die auf Intraoralscanner (IOS) umsteigt, scheint der Modellscanner überflüssig zu werden. Bedeutet der Siegeszug der Intraoralscanner das Aus für Modellscanner?

Sven Bolscho: Nein, tatsächlich erstellen wir die meisten 3D-Modelle mit Modellscannern, und das gilt auch für viele unserer Kunden. Aber natürlich können wir die Entwicklung rund um die Intraoralscanner nicht ignorieren. Gerade in den letzten zwei Jahren haben wir einen enormen Anstieg der Fälle gesehen, in denen direkt in der Praxis gescannt wird.

Garlef Roth: Dem kann ich nur zustimmen. Aber ganz ehrlich: Die Daten, die wir bekommen, machen uns das Leben nicht unbedingt leichter. Oft stehen wir vor Herausforderungen, diese Daten zu nutzen.

Die begeisternde IOS-Technologie ist also nur eine Seite der Medaille? Wo liegen die Schwierigkeiten?

Garlef Roth: Bei vielen Scans, die wir bekommen, ist die Qualität nicht auf dem Niveau, das wir für hochwertigen Zahnersatz brauchen. Das liegt zum einen an unterschiedlichen Scanqualitäten. Nicht alle Intraoralscanner sind gleich gut und manche liefern Daten, die wir ohne Nachbearbeitung kaum verwenden können. Zum anderen ist die Mundhöhle ein begrenzter, komplexer Raum. Nicht jeder Winkel lässt sich einfach scannen, was zu Ungenauigkeiten führt, die wir im Labor mühsam korrigieren müssen.

Sven Bolscho: Betrachten wir die Mesh-Daten von Intraoralscannern, insbesondere was die Genauigkeit betrifft, sehen wir oft einen enormen Unterschied im Vergleich zum Datensatz aus dem Modellscanner. Für „Qualitätsfanatiker“ ist es dann so, als würde man mit angezogener Handbremse fahren.

Garlef Roth: Deshalb bestehe ich zum Beispiel bei verschraubten implantatgetragenen Arbeiten auf der klassischen Abformung. Das mag altmodisch klingen, aber die Präzision ist einfach unschlagbar.

Bedeutet das, dass Intraoralscanner den Modellscanner nicht ersetzen?

Sven Bolscho: Die Technologie hat Grenzen, die in Hochglanzbroschüren der IOS-Anbieter selten thematisiert werden. Gerade wenn es um Weichgewebescans für die Totalprothetik oder tiefe Präparationsgrenzen geht, zeigen sich Limitationen. Auch Speichel und Blut können die Scanqualität negativ beeinflussen. In diesen Fällen verlassen wir uns lieber auf die klassische Abformung, das gute Gipsmodell und den Modellscanner. Bei anspruchsvollen Arbeiten wie Teleskop- oder Konus-Kronen reicht die Genauigkeit der Intraoralscanner bei weitem nicht aus.

Gips bleibt also fester Bestandteil der Arbeitsvorbereitung? In welchen Fällen halten Sie Modellscanner für unbedingt notwendig?

Garlef Roth: Die meisten unserer Zahnarztpraxen liefern sehr gute Abformungen, und die Arbeit mit Gipsmodellen hat ihren eigenen Charme, zum Beispiel bei Oberflächentexturen für keramischen Zahnersatz. Dazu ist die Langzeitstabilität gewährleistet. Der 3D-Druck, den wir für die digitale Modellherstellung brauchen, kann da noch lange nicht mithalten.

Sven Bolscho: Wir möchten unseren Kunden die Flexibilität bieten, uns Arbeiten in der Form zu liefern, die für sie am besten geeignet ist. Und ja, es gibt durchaus Situationen, zum Beispiel Überabformungen, in denen eine klassische Abformung dem Intraoralscanner weit überlegen ist. Die Daten generieren wir dann mit einem richtig guten Modellscanner.

„Richtig guter“ Modellscanner? Welche Eigenschaften muss der denn mitbringen?

Garlef Roth: Wir brauchen eine Genauigkeit von unter 4 μm nach der Norm ISO 12836. Nur so können wir alle Arbeiten präzise digitalisieren. Ich sage immer, die Genauigkeit ist der Zementspalt, den der Techniker in der Software einstellt. Aber im Ernst, als ich vor mehr als 15 Jahren mit Scannen angefangen habe, hatten wir nicht die heutigen Genauigkeiten; trotzdem haben unsere Arbeiten gepasst und wurden eingesetzt. Nun aber, wo wir auch hochkomplexe Arbeiten digital herstellen, ist eine hohe Genauigkeit unabdingbar. Zudem finde ich Farbscans super. Oft bekomme ich Modelle mit Farbmarkierungen für Pontics oder Okklusionsprotokolle, die sich mit einem Farbscan auf das Modell übertragen und in der CAD bearbeiten lassen. Um die Datenmenge nicht unnötig zu erhöhen, reicht aber in vielen Fällen ein Graustufenscan.

Sven Bolscho: Für Standardarbeiten halte ich Farbscans für übertrieben. Sie blähen die Datenmenge auf, ohne die Genauigkeit zu verbessern. Große Datenmengen bedeuten hohen Rechenaufwand und lange Ladezeiten. Auch das Backup wird zur Herausforderung. Deshalb empfehlen wir bei modernen Modellscannern hellblaue Farbmarkierungen für eine ebenenkonforme Wiedergabe. Wie Garlef sagt: „Genauigkeit ist relativ.“ Man muss abwägen, wie viel Genauigkeit erforderlich ist. Brauche ich für eine Aufbissschiene wirklich ein ultrafeines Mesh? Höchste Auflösung möchte ich für Präparationsgrenzen, Scankörper et cetera. Auch die exakte Relation über den Kieferbogen muss gewährleistet sein. Hier ist ein Gerät mit einer Genauigkeit von < 4 μm wünschenswert.

Von einem modernen Scanner sollte man doch eine hohe Genauigkeit erwarten können? Welche Features beeinflussen sie?

Sven Bolscho: Was die Genauigkeit eines Scans wirklich erhöht, ist ein Modellscanner mit verstellbarer Z-Achse. Optische Scanner arbeiten nach dem Triangulationsprinzip und es ist hilfreich, wenn das Objekt im optimalen Fokusbereich platziert werden kann. Andere Scanner mit großen Verfahrwegen verlassen sich darauf, dass die Software die Bildschärfe über verschiedene Scanschärfen berechnet. Das ist der Genauigkeit nicht zuträglich.

Garlef Roth: Ein echter Meilenstein ist für mich die automatische Höhenverstellung der Z-Achse wie beim Aadva Lab Scanner 3, kurz: ALS 3. So können wir den kompletten Artikulator für einen vestibulären Scan in den Scanner stellen, ohne ihn umbauen zu müssen. Solche Funktionen sind ein großes Plus und ich bevorzuge grundsätzlich Geräte, die durchdachte Details bieten.

Sven Bolscho: Absolut! Es ist nicht zeitgemäß, den Scanner umzubauen, um einen Artikulator einzusetzen. Der Artikulator ist das A und O unserer Arbeit. Wir investieren viel Sorgfalt in die Gleichschaltung der Artikulatoren, in das Einschleifen und in die Kontrolle mit Shimstock-Folie; nur um dann für den Vestibulärscan die Modelle wieder aus dem Artikulator nehmen zu müssen? Da fragt man sich doch, ob sich die ganze Digitalisierung überhaupt lohnt. Ein Gerät wie der ALS 3, der sogar die korrekte Interkuspidation ohne Vestibulärscan erkennen kann – stabile Drei-Punkt-Abstützung vorausgesetzt – ist da eine andere Liga. Das funktioniert wunderbar und zeigt, wohin die Reise geht.

Sie haben zwei Dinge nicht erwähnt, die in der Werbung für Modellscanner oft im Fokus stehen: die Scanzeit und die Auflösung in Megapixel (MP) ...

Garlef Roth (lacht): Wir leben in einer Zeit, in der Geschwindigkeit oft mit Effizienz gleichgesetzt wird. Die meisten Hochleistungsscanner sind schnell und ob ein Scan fünf Sekunden länger dauert, ist nicht das, worauf es ankommt. Die paar Sekunden nützen nichts, wenn der Computer ein Vielfaches an Zeit für das Matching benötigt oder ich nachscannen muss. Der ALS 3 braucht für einen Ganzkieferscan 12 Sekunden. Das ist top. Wenn das Ergebnis stimmt, wären aber auch 20 Sekunden okay. Was für mich zählt, sind Qualität und Vollständigkeit des Scans.

Sven Bolscho: Zeit spielt natürlich eine Rolle, doch es geht um den Gesamtprozess – inklusive Rechenzeit. Die Zeitersparnis ist am größten, wenn auf Anhieb perfekte Scans entstehen. Auch in dieser Hinsicht sind die ALS-Scanner klasse. Was die Auflösung anbelangt, erwarte ich ein feines Mesh, das kleinste Details präzise wiedergibt; das ist in der Regel ab 4 MP der Fall. Der „kleine“ ALS 2+ hat sogar schon 5 MP.

Garlef Roth: Wichtig ist auch die nahtlose Integration des Scanners in das CAD-System. Wenn ich daran denke, wie viele Stunden ich damit verbracht habe, Daten zu verschieben und umzubenennen ... Das ist frustrierend und leider noch immer bei manchen Konstruktionen notwendig. Da sitzt man und anstatt zu konstruieren, verwaltet man Dateien. Ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändert. Das wäre ein großer Schritt nach vorne, um uns das Leben zu erleichtern.

CAD-Software ist ein gutes Stichwort ... Gibt es signifikante Unterschiede zwischen den Anbietern?

Sven Bolscho: exocad gilt als das offene System schlechthin mit hoher Flexibilität. Allerdings gibt es Anbieter, die diesen Funktionsumfang künstlich einschränken, um ihr eigenes Ökosystem zu schützen. So wird zwar viel über die neuesten exocad-Funktionen gesprochen, aber das heißt nicht automatisch, dass mein Anbieter diese auch zur Verfügung stellt. Dann gibt es Komplettausrüster, die alles aus einer Hand liefern – Scanner, Fräsmaschine, Drucker. Deren Software ist gut auf ihre Produkte abgestimmt, was jedoch Limitationen zur Folge haben kann. Wenn zum Beispiel Aufträge an ein Fräszentrum ausgelagert werden sollen, fehlen manchmal notwendige Parameter, um eine optimale Qualität zu gewährleisten.

Garlef Roth: Es ist schade, wenn Kolleginnen und Kollegen durch Funktionseinschränkungen ausgebremst werden. Grundsätzlich funktionieren alle CAD-Programme gut – je nachdem, was man bevorzugt. exocad bietet die meisten Möglichkeiten. Für „Digital-Neulinge“ mag ein geschlossenes System, das auf die Produkte eines Anbieters abgestimmt ist, zunächst einfach erscheinen. Doch die Erfahrung zeigt, dass sich irgendwann Frustration einstellt. Aus diesem Grund sehe ich eine offene, flexible exocad-Version, wie sie GC auch unabhängig von den ALS-Scannern anbietet, klar im Vorteil.

Worauf sollte beim Kauf eines neuen Modellscanners geachtet werden?

Garlef Roth: Ganz vorn steht Service. Ich finde es beispielsweise wichtig, den Scanner vor dem Kauf im Labor zu testen. Nur so kann man sicher sein, dass das Gerät den Ansprüchen genügt. Auch eine gründliche Einweisung sollte geboten werden, damit von Anfang an alles richtig läuft. Wichtig ist auch der Support. Wenn ich am Freitagnachmittag ein Problem habe und erst am Montag Hilfe bekomme, ist das Wochenende für mich gelaufen. Ein schneller, effizienter Service, auch bei Fragen zur CAD-Software, ist entscheidend.

Sven Bolscho: Bei den Preisen, die wir für Scanner ausgeben, ist eine Testinstallation auf jeden Fall angebracht. Schließlich handelt es sich um eine große Investition und man bindet sich oft für Jahre. Der Scanner sollte nicht nur technisch passen, sondern sich in den Laborablauf integrieren. Und ich erwarte eine fundierte Einweisung. Genauso wichtig ist ein unkomplizierter Service, der bei GC zum Standard gehört.

Da wir gerade von den Scannern sprechen, die Sie benutzen – ALS 2+ und ALS 3 von GC –, würde mich interessieren: Was sind die Besonderheiten dieser Geräte?

Garlef Roth: Dafür ordne ich beide Geräte einmal ein. Der ALS 2+ ist ein robuster Scanner, der für alle Arbeiten im Labor geeignet ist. Die Bedienung ist nicht automatisiert, dafür spart man Geld bei der Anschaffung. Der ALS 3 ist das schnelle Kraftpaket für ambitionierte Labore, die mit minimalem Aufwand optimale Ergebnisse erzielen wollen. Die Steuerungssoftware ist bei beiden Geräten gleich und nahtlos in exocad integriert. Besonders gut gefällt mir bei beiden Geräten die automatisierte Z-Achse. Beim ALS 3 ist sie sogar sogar voll automatisiert. Außerdem liefern beide Scanner nahezu lochfreie Bilder. Beim ALS 3 liefern zwei angulierte Kameras sogar in tiefen Aproximalräumen vollständige Meshs.

Sven Bolscho: Abgesehen davon, dass wir beim ALS 2+ einige Arbeitsschritte manuell auswählen, sind beide Scanner bei uns sehr beliebt. Sicherlich gibt es Scannerprogramme, die weniger Optionen bieten und damit die Bedienung vereinfachen. Das ist Ansichtssache. Für mich ist Vielseitigkeit ein großer Pluspunkt. So kann ich für jede Aufgabe den optimalen Weg wählen und Mehrfachscans vermeiden. Beim ALS 3 sind viele Schritte automatisiert, was die Einarbeitung erleichtert und zu gleichbleibend guten Ergebnissen selbst bei verschiedenen Personen führt.

Können Sie ein Fazit zu Ihren Erfahrungen mit den digitalen Geräten und Services von GC ziehen?

Sven Bolscho: Als Betreiber eines Fräszentrums ist es für mich wichtig, dass alles reibungslos läuft. Bei Problemen erwarte ich schnelle und effektive Hilfe. GC erfüllt alle diese Anforderungen und das gibt mir die nötige Sicherheit für die tägliche Arbeit.

Garlef Roth: Das kann ich bestätigen. Hinzu kommen kompetente, hilfsbereite und freundliche Ansprechpartner. Es werden attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten, wie zum Beispiel das jährliche ALS-Anwendertreffen; eine großartige Fortbildung zu einem fairen Preis.

Vielen Dank für das Gespräch.

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